Alte Bauteile – woher nehmen?

Ein charmanter Altbau braucht alte Bauteile. Vieles findet sich dabei vor Ort. Aber nicht immer lässt sich das Bestehende wirklich gut nutzen. Oder es passt nach der Überarbeitung von Grundriss und Fassade einfach nicht mehr zum Haus. Dann bleibt die Frage, ob ein anderes altes Bauteil vielleicht ebenso nutzbar ist.

Bauteile von Altbauten haben dabei eine meist hohe Qualität. Sie waren auf Dauerhaftigkeit ausgelegt. Und sie waren so gestaltet, dass die Nutzer der Häuser ihnen meist auch entsprechende Wertschätzung entgegen gebracht haben. Durch angemessene Instandhaltung finden sich im Gebäudebestand noch heute viele mehr als 100 Jahre alte Bauteile. Und sie leisten gute Dienste. Spannenderweise sind die Lebensdauern alter Bauteile in der Regel gar nicht schlechter als bei Neubauteilen. Dies liegt daran, dann Bauteile mit Fehlern schon in den ersten Jahren versagen und damit nicht mehr vorhanden sind. Einige Jahre alte Dachpfannen haben daher nahezu die gleiche Lebensdauer, wie Neue.

Das Problem bei alten Bauteilen ist jedoch, dass man sich um sie bemühen muss. Es gibt keinen Laden, in dem man mit großer Auswahl schnell die richtigen Dinge findet. Es braucht die Liebe zum Detail. Weiß man jedoch, was passend und nutzbar ist, lassen sich im Detail viele Dinge finden.

Und gleichzeitig spart man als Gesellschaft auch Müll ein. Ein kreatives und spannendes Beispiel ist der recycelte Regenwassertank im Titelbild.

 

Quellen für alte Bauteile

• Das eigene Haus
  Im Rahmen einer Sanierung fallen immer wieder auch alte Bauteile an. Mal wird eine Wand geöffnet, um das Raumgefüge zu ändern, mal das Dach erneuert. Bei allen Maßnahmen lassen sich dabei Bauteile sichern, die zwar meist nicht mehr für den selben Zweck eingesetzt werden können. An anderer Stelle aber können sie oft noch hilfreiche Dienste leisten.
• Abrissgebäude
  Wird in der Umgebung ein Altbau abgerissen, können ggf. vorher alte Bauteile ausgebaut oder Baumaterial wie Backsteine nach dem Abriss gesichert werden.
• Entrümpler
  Mitunter bieten auch Entrümpler alte Bauteile wie Fenster und Türen an.
• Flohmärkte
  Auf Flohmärkten lassen sich vor allem kleinere Bauteile und Ausstattung wie Griffe, Leuchten oder Schalter finden.
• Ebay, ebay Kleinanzeigen & Quoka u.ä.
  ebay bietet im Gegensatz zu ebay Kleinanzeigen entweder in Auktionen wirkliche Schnäppchen, oder es finden sich herausragende Bauteile, für die entsprechend hohe Preise aufgerufen werden. Bei Baustoffen muss dabei vor allem auf den Standort und einen möglichen Versand geachtet werden. ebay Kleinanzeigen oder Quoka bietet die Möglichkeit, gezielt nach einzelnen Bauteilen im Umkreis zu suchen. Fast alles ist hier verfügbar. Besonders Ziegel, Steine und alte Holzbalken finden sich in größeren Mengen. Mitunter wird dabei aber auch wertloses Material in der Hoffnung der Vermeidung einer eigenen Entsorgung eingestellt. Bei Selbstausbau kann es auch zu Schäden an der verbleibenden Konstruktion kommen, deren Folgen vorher geklärt werden sollten. Generell ist daher eher von einem Selbstausbau abzuraten. Bei ebay Kleinanzeigen und Quoka ist die Verbindlichkeit von Verkäufern und Käufern leider aber nicht immer gegeben. Dafür gibt es manches auch einfach mal geschenkt.

Professionelle Quellen

Viele der üblichen Quellen finden sich dabei im Handel von und mit Privatpersonen. Sie bieten teilweise tolle Objekte, aber natürlich weder irgendwelche Vertragssicherheit oder sogar Lieferzusagen. Dafür gibt es manches auch einfach mal geschenkt. Es gibt aber auch professionelle Händler historischer Bauprodukte.

• Ebay, ebay Kleinanzeigen
  Neben Privatverkäufern finden sich auf solchen Plattformen auch gewerbliche Händler. So lassen sich hier über solche Quellen z.B. palettenweise historischer Ziegel beziehen und auch ans eigene Haus liefern lassen. Und man bekommt auch eine Vielzahl technischer Bauteile, teilweise auch in Neuqualität.
  
• Recyclingunternehmen
  Lokale Recyclingunternehmen und Recyclingfirmen bieten des Öfteren alte Bauteile an. Es lassen sich hier z.B. Pflaster für den Außenraum oder auch Steine finden.
• Bauteilbörsen des Bauteilnetz
  Das Bauteilnetz als Zusammenschluss aller Bauteilbörsen in Deutschland ist ein Zusammenschluss von Leuten, die Bauteile aus alten Gebäuden sichern. Hier lassen sich fast alle Bauteile wie Türen, Fenster, Bodenbeläge, Heizkörper, Elektrotechnik, Innenausstattung und Gartenbauteile finden. Neben historischen Bauteilen gibt es dabei teilweise auch Neuware aus Fehlbestellungen. Darüber hinaus entwickeln sich aktuell Firmen wie Concular, die bewusst objektbezogenen Rückbau umsetzen und verwertbare Ressourcen spezifischer Objekte für die weitere Nutzung bereitstellen. Mittlerweile ist auch für den Landkreis Darmstadt-Dieburg unter dem Tiele Bauteilkreisel eine entsprechende Plattform verfügbar. Hier findet sich auch weitere Informationen zu Schadstoffen, möglichen interessanten Bauteilen sowie ein Restwert-Rechner. Darüber hinaus stellt die Plattform auch ein Handbuch für die Nutzung von nachgenutzten Produkten zur Verfügung.

Alte Bauteile und ihre Schwächen

Ebenso sollte man sich bewusst sein, dass alte Bauteile nicht mehr heutigem Standard entsprechen. Besonders relevant sind dabei folgende Punkte, die man vor Kauf und Einbau prüfen sollte:

• Bauteilqualität
  Bei allen gebrauchten Bauteilen sollten man vor dem Kauf ein besonderes Augenmerk auf die Qualität und die Pflege des Materials durch den Vorbesitzer richten. Bei Holzbauteilen ist z.B. zu prüfen, ob das Material verzogen ist.
  Typischerweise erfolgt der Kauf ohne Gewährleistung. Es bedarf daher immer einer sehr genauen Prüfung des gekauften Objekts. Stehen Bedenken im Raum, sollte man von einem Kauf Abstand nehmen.
• Energetische Qualität
  Alte Türen und Fenster haben eine geringe Wärmedämmqualität und dichten oft nicht angemessen gegen die Außenluft ab.
• Sicherheit
  Alte Bauteile der Elektrotechnik bedürfen eigentlich immer einer Sicherheitsüberprüfung. Denn alte Leuchten oder Lichtschalter haben zwar einen hohen Charme, können aber auch ein entsprechendes Risikopotenzial bedeuten.
  Alte Fenster und Türen verfügen oft nicht über genügend Rahmenmaterial, um einen zeitgemäßen Einbruchsschutz zu gewährleisten. Zwar gibt es oft technische Lösungen zur Verbesserung, die Mehrkosten sollten aber von vorneherein berücksichtigt werden.
• Schadstoffe
  Bei Dämmung ist von einem Gebrauchtkauf weitgehend abzuraten. Alte Mineralfaser (vor 2006) kann dabei lungengängig und damit krebserregend sein. Kunstschaumplatten bis etwa zum Produktionsjahr 2014 können Hexabromcyclododecan (HBCD) enthalten, das als besonders besorgniserregender Stoff (SVHC) klassifiziert ist. Solche „Substances of very high concern“ werden in Europa durch die ECHA gelistet.
  Bei allen weiteren Bauteilen sollten ebenso Gefahren von Schadstoffen überprüft werden. Diese liegen oft im Bereich von Glasverkittungen, Lacken, alten Verklebungen und Holzschutzbehandlungen.

Falls man die einzelnen Punkte nicht genau einschätzen kann, sollte man Experten hinzuziehen. Sie wissen, wann eine Weiterverwendung lohnenswert ist. Letztlich kann man natürlich auch selbst zur Kreislaufwirtschaft beitragen. Und so Dingen ein zweites Leben schenken.