Farbwirkung kann Räume hell, luftig, hoch, tief oder eher klein erscheinen lassen. Und natürlich können sie auch eher warm oder kalt wirken. Das alles führt dazu, dass man im Altbau kleine räumliche Mängel mittels Farbwirkung kaschieren kann. Tapeten und Wandfarben, Möbeln, Belägen sowie Ausstattung bilden dabei eine Gesamtkomposition. Richtig eingesetzt wirken Räume heimeliger und gemütlicher.
Farbwirkung im Altbau
Dies soll aber kein Statement für überbordende Farbtopforgien sein. Denn auch dass heute die meisten Altbauten in möglichst hellen Tönen gestrichen sind, macht Sinn. Helle Farben kompensieren den in der Regel geringen Fensteranteil im deutschen Gebäudebestand. Nur so kann eine angemessene Ausleuchtung der Räume mit Tageslicht überhaupt ermöglicht werden.

Um die Chancen und Probleme von Farben im Altbau genauer zu verstehen, bedarf es zunächst eines Blicks auf unsere Augen. Denn wir können auch bei einem fast dunklen Raum noch gut sehen. Dunkelheit entsteht für unsere Augen aus einem hohen Leuchtdichtekontrast. Dabei werden einige Bereiche so hell, dass uns der Rest einfach nur noch dunkel erscheint. Darüber hinaus erscheint uns Licht von oben natürlich – entsprechend sollte auch eine Raumgestaltung oben am hellsten sein (helle bzw. weiße Raumdecken). Ungünstig wirken z.B. Holzpaneeldecken der 60er und 70er Jahre Räume auf die Farbwirkung. Sind sie stark nachgedunkelt verschärft sich das Problem.
Farbe kann also die Raumwirkung verändern. Dazu braucht es zunächst ein Ziel. Wie soll der Raum wirken? Soll er höher oder niedriger wirken. Besonders tief wirken oder nicht mehr so schlauchig. Sind solche Ziele für die Räume vorhanden, kann man gezielt nach Lösungen suchen.
Räume höher oder niedriger wirken lassen
Eine Decke die heller ist als die Wände, öffnet den Raum nach oben. Sie lässt den Raum folglich größer und höher erscheinen. Neben Weiß eigenen sich auch helle Pastelltöne. Typischerweise wird dazu die Farbe an der Raumkante gewechselt. Die Verwendung der Deckenfarbe in oberen Bereich der Wand oder eine gleichfarbige Bordüre verstärken den Effekt sogar noch. Auch vertikale Streifen helfen, einen Raum höher erscheinen zu lassen.



Um den Raum niedriger wirken zu lassen, muss die Decke dunkler als die Wand gestaltet werden. Sinnvoll ist dies z.B. in hohen Altbau-Wohnungen um Räume gemütlicher wirken zu lassen. Auch hier kann man die Stärke der Wirkung variieren, je nachdem wie man die Ecke der Decke streicht.

Räume tiefer oder breiter wirken lassen
Ein Raum wirkt besonders tief, wenn die Kopfseite des Raums hell wirkt. Dazu streicht man die Seitenwände entsprechend dunkler. Ein kräftiger Farbton vor Kopf des Raumes verkürzt optisch den Raum. Er wirkt dann breiter. Sinnvoll ist dies bei tiefen Räumen wie z.B. Kinderzimmern. Zimmer mit einem schlauchartigen Grundriss lassen sich durch dunkel gestrichene Kopfseite verkürzen. Die Seitenwände bekommen einem hellen Farbton.


Räume größer oder kleiner wirken lassen
Große Räume strahlen häufig wenig Gemütlichkeit aus. Dunkle Farbtöne wie Rot-, Blau- und Erdtöne wirken gemütlich, warm und verkürzen die Raumtiefe. Hierbei muss aber die räumliche Großzügigkeit im Grundriss gewahrt bleiben.
In kleinen Räumen eignet sich das Vorgehen aber nicht. Hier schlägt die angestrebte Wärme mitunter in ein Gefühl des Eingeengt sein um. Hier sind helle Farbtöne besser geeignet, denn sie erzeugen ein Gefühl von Weite. Der Raum wirkt größer und luftiger. Gerade bei pastellenen Blautönen, wirkt der Raum aber auch kühler. Bei kleinen und verwinkelten Räumen hilft es dabei auch, dass Ecken durch geringen Kontrast kaum hervortreten. Entsprechend ist hier eine möglichst gleichmäßige, helle Wandgestaltung vorteilhaft.
Optimierte Belichtung
Die Farbgestaltung hat auch hohen Einfluss auf die wahrgenommene Helligkeit im Raum. Ziel ist immer Licht tief in den Raum zu lassen und den Leuchtdichtekontrast gering zu halten. Die Decke übernimmt dabei die Funktion der Weiterleitung von Licht in die Raumtiefe. Sie sollte nur in Ausnahmefällen für die Raum- und Farbwirkung dunkel gestaltet werden.
Die hellsten Bereiche eines Raumes sind dabei immer die Leuchten und die Fenster. Rund um das Fenster bieten sich daher weitere Maßnahmen an: Fensterlaibungen in einem helleren Farbton zusetzen, bringt mehr Licht in den Raum. Er hellt sich insgesamt auf. Sowohl die Fenster als auch der Raum selbst wirken optisch größer. Gerade die Mode dunkler Fensterrahmen und Bauteile der 70er und 80er Jahre lässt Altbauten hingegen dunkel erscheinen.
Rahmen und der Sturz von Innen hell zu gestalten vergrößert die Fenster und den Raum wirkt insgesamt heller.

Akzentuierung durch Farbwirkung
Durch gezielten Farbeinsatz kann die Farbwirkung so gesteuert werden, dass einzelne Bereiche optisch hervorgehoben oder akzentuiert werden. Zentrale Funktionen im Raum, z.B. eine Garderobe oder eine Durchreiche an der Küche, können so hervorgehoben werden. Wichtig ist hier u.a. auch die Nutzung der zum Anforderungsprofil passenden Wandfarbe. Auch strukturierte oder gemusterte Tapeten bieten sich zur Akzentuierung an.
Gerade bei der Akzentuierung sollte berücksichtigt werden, dass die menschliche Wahrnehmung für den Körper auch aufregend ist. Forschungen haben nachgewiesen, dass Menschen einen erhöhten Ruhepuls haben, bis sie sich mit dem Raum in dem sie sich befinden, vertraut fühlen. In einem Raum mit einfacher Farbwirkung geht dies schnell. Bei einer starken Musterung kann es aber auch mehrere Stunden dauern.
Daraus leitet sich ein starkes Votum ab: Nutzen Sie Farbwirkung bewusst und sparsam, um wirklich die Dinge, die wichtig sind, hervorzuheben. Dies gilt auch für die spätere Dekoration. Je mehr später in den Raum kommt, desto weniger kommt die klare Farbwirkung zum Tragen. Gerade reduzierte Dekoration an der Wand wirkt einem möglichen Eindruck von Enge entgegen. Und verhindert so, dass ein kleiner Raum überladen oder unordentlich wirkt.
Recht vielen Dank für den wertvollen Post! Ausgezeichnet Tipp.
Wir wollten unser Wohnzimmer auch tiefer wirken lassen und haben die hintere Wand zur Terrasse dunkel gestrichen. Zusätzlich möchten wir unsere Wohnzimmertür verglasen lassen. Wir haben einen großen hellen Flur, es würde mit Glas wahrscheinlich großzügiger wirken.
Wir möchten unseren Neubau nun innen streichen lassen. Dazu machen wir uns auch über die Farbwirkung schlau. Gut zu wissen, dass ein Raum breiter wirkt, wenn die Deckenteile alle hell sind. Am besten soll uns ein Malermeister bei der Auswahl helfen.