Strukturgebende Pflanzen im Garten

Ein neuer Garten braucht Struktur. Gerade wenn man durch die Altbau-Sanierung schon im Innenraum Neues geschaffen hat. Wer baulich im Garten nichts ändern will, kann dies auch durch Neupflanzungen tun. Allerdings wird niemand ein gesetztes Stiefmütterchen als neue Gartenvision erkennen. Dafür braucht es schon ein wenig mehr. Und so geht es für strukturgebende Pflanzungen vor allem um große Pflanzen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, den Raum rhythmisieren oder Blicke leiten. Bekannt sind dabei zum Beispiel:

• schattenspendende Bäume,
• Obstgehölze,
• wiederkehrende Pflanzen und Formgehölze wie Lavendel & Buchsbaum,
• immergrüne Pflanzen für den Winter, oder
• Kletterpflanzen.

 

Raumgreifende Bäume

Natürlich ist die einfachste Lösung für die strukturgebende Pflanzung ein Baum. In der klassischen Tradition des Hausbaums besteht dabei auch die Möglichkeit, für sich ein innerliches Zeichen zu setzen. Allerdings sind die Hausbäume, die heute wirklich begeistern, schon von Jahrzehnten gepflanzt worden. Entsprechend langsam wird sich der Garten entwickeln.

Und die meisten Gärten haben gar nicht die Größe, um einen solchen Baum ohne Rücksprache mit den Nachbarn im Garten zu haben. Während meiner Kindheit wurden wegen monierten Schattenwurf und Aufwand für das Fegen der Blätter im Herbst oder eigene Bauprojekte in unserem Garten alle paar Jahre mein aktueller Lieblingsbaum abgesägt. Insgesamt 2 Birken, drei Buchen, ein Apfelbaum, eine Pflaume und eine Mirabelle. Soweit möglich, sollte man sich so erlebte Verluste ersparen.

 

Kleine Bäume & Sträucher

Auch kleinere Bäume & Sträucher eignen sich, um Blickachsen zu verstellen oder Blicke zu fangen. So kommen z.B. Obstbäume schneller zur Geltung als große Bäume, um den Raum zu prägen. Klassische Obstbäume gestalten das Ende einer Blickachse oder man sitzt unter ihnen. Mit freistehendem Spalierobst können Achsen begleitet oder am Ende gefasst werden. Wandvorgelagertes Spalierobst eignet sich zum Verdecken von Objekten und ist dabei auch flächeneffizient. Spalierobst ist aber sehr pflegeaufwendig, da es des dauerhaften Formschnittes bedarf.

Das aktuell im Trend liegende Säulenobst wirkt alleine hingegen kaum. Als wiederkehrende Pflanzung aber, kann es den klassischen Pinienstyle der Toskana mit seinen vertikalen Gliederungen in ein deutschlandtypisches Bild überführen. Sie eignen sich dabei einerseits für formale oder besonders geometrisch gestaltete Gärten. Grundsätzlich eigenen sich hier fast alle Formgehölze, man sollte jedoch den Aufwand zur Pflege nicht unterschätzen.

Ebenso mit eher hohem Pflegeaufwand muss man bei der Königin der Blumen, der Rose, rechnen. Hier können bewachsene Pergolen oder Formbögen als strukturgebende Pflanzungen wirken.

Hecken sind als strukturgebende Pflanzungen für das Verstellen von Blicken oder die Blickleitung geeignet. Sie schaffen auch besonderen Raum für Vielfahl in Flora und Fauna. Immergrüne Pflanzen übernehmen dabei ganzjährig ihre Funktion sind aber für den Garten zumeist auch wenig emotional. Klassische Laubpflanzen bieten hingegen nur über Frühling, Sommer und Herbst Struktur. Eine Besonderheit sind hier z.B. Hainbuchenhecken, die ihr trockenes Laub erst im Frühling beim Neuaustrieb abwerfen. Die klassische Buchshecke der Bauern- und Landhausgärten kann darüber hinaus auch Beete nachzeichnen und gedachte Strukturen aufdecken. Ähnlich kann auch Lavendel eingesetzt werden, der mit seiner Blütenpracht und seinem Duft gut zum Thema des Bauerngartens passt.

 

Immergrüne Pflanzen

Immergrüne Pflanzen sollen Leben im Winter erhalten. Allerdings schaffen es nur wenige Pflanzen das Aufhellen der Tristesse des Winters mit sommerlicher Freude zu ergänzen. Gerade Nadelbäume schaffen dabei im Sommer eine eher kühle Raumwirkung. Eine der wenigen Pflanzen dieser Art ist der Efeu. Gerade alter Efeu lebt durch nistende Vögel im Frühling, durch schwirrende Insekten im Sommer und durch die Früchte im Herbst.

 

Kletterpflanzen

Über die Höhenentwicklung wirken auch Kletterpflanzen im Garten groß und bestimmend. Prägende Pflanze an vielen Altbauten ist z.B. die Glyzinie aus dem Titelbild. Ihr schlingender Wuchs muss zwar im Zaum gehalten werden, denn sie entwickelt hier durchaus zerstörerische Kräfte. Das Bild in der Blüte ist dafür aber überwältigend.

Ebenso passend zu Altbauten sind Efeu und wilder Wein. Hier sollte man sich nicht von Aussagen zur Beschädigung der bewachsenen Fassade irritieren lassen. Gerade Efeu tut dies zwar, allerdings eigentlich nur wenn die Instandhaltungsqualität des Hauses nicht entsprechend ist. Ist ihr Putz in Ordnung wird dem Haus also nichts passieren.

Als feingliedrige Kletterpflanzen mögen wir auch noch sehr gerne die vielfältigen Arten der Waldrebe / Clematis. Dabei sind kleinblütige Pflanzen in der Regel mehr als Gehölz zu erkennen und eignen sich so besser für die Raumgestaltung. Großblütige Clematis ist dabei ein faszinierender Attraktor, der bei der Blüte fast jeden Blick anzieht.

Vergessen bei einem Garten im Altbau sollte man aber auch nicht die kletternden Nutzpflanzen wie Bohnen, Hopfen oder Zucchini und ihre Pflanzhilfen als strukturgebende Pflanzungen. Modern interpretiert kann hier auch eine Passionsfrucht den Raum gestalten.