Fast jeder Altbau ist nicht auf einem optimalen energetischen Stand. Hier gilt es, energetische Schwachstellen von Häusern zu finden und diese abzustellen. Da nach einem Kauf eines Altbaus meist sowieso größere Umbaumaßnahmen erfolgen, kann man hier Vieles in einem Zuge machen. Dafür müssen aber die Schwachstellen und eine Strategie zur Beseitigung möglichst frühzeitig vorhanden sein. Nur so kann sichergestellt werden, dass bei anstehenden Maßnahmen auch die energetische Weiterentwicklung mit berücksichtigt werden kann.
Energetische Performance
Damit man energetische Schwachstellen auch gut aufdecken und zuordnen kann, bedarf es zunächst des Wissens, wie die energetische Performance eines Hauses ungefähr aussieht. Im Gebäudebestand kann man dazu grob sagen, dass etwa 75% des gesamten Energiebedarfes für Heizen und Warmwasser aufgewendet wird.
Daten dazu sind schon vor einem Hauskauf mit dem Energieausweis vorhanden. Darüber hinaus kann man aus den Abrechnungen von Gas- und Strom den Energiebedarf abschätzen. Soweit man solche Unterlagen nicht schon zum Exposé überreicht bekommt, sollte man diese spätestens nach der Begehung einfordern.
Vor Ort sind sowohl Gebäudetechnik als auch Gebäudehülle intensiv zu prüfen. Aber was kann man prüfen? Die Summe der Technik ist groß und die entsprechenden Ansatzpunkte vielfältig. Energetische Schwachstellen findet man dabei am besten durch strukturierte Suche vom Erzeuger bis in die Verteilung indem man Schritt für Schritt alle Bauteile prüft.
Energetische Schwachstellen der Heiztechnik
- Hausanschluss
Da für den Hausanschluss die Leitungen in der Regel aus dem Erdreich in den Keller kommen, sollte man zunächst die Dichtigkeit der Durchstoßpunkte prüfen. Bei alten Öltanks sollte ferner auch die Dichtigkeit um den Tank geprüft werden. - Heiztechnik
Der erste Blick sollte auf das Alter der Technik gehen, denn die meisten Heizkessel dürfen nach Energieeinsparverordnung (EnEV) nach Ablauf von 30 Jahren nicht mehr betreiben. Zwar gilt für einige Techniken Bestandsschutz. Sinnvoll sind solche alten Kisten aber selten. Ein zweiter Blick sollte auf die Schalter der Heizung gehen. Anlagen, deren Reset-Knopf schon abgegriffen ist, sind ebenso keine gute Idee.
Bei Heizkesseln lohnt auch ein Blick auf die Kennwerte des Schornsteinfegers. Hierauf ist der Wirkungsgrad der Technik verzeichnet. Moderne Öl- und Gas-Niedertemperaturheizkessel haben dabei einen Wirkungsgrad von etwa 94%. Brennwertkessel können Werte über 100% erreichen, da sie neben der Wärme aus der Verbrennung auch noch dem Abgas Wärme entziehen. Zeitgemäße Gaskessel liegen hier bei bis zu 110%; Ölkessel bei etwa 105%. Sind Niedertemperaturkessel verbaut, so muss vermutlich bei einem Wechsel der Technik neben dem Heizkessel auch der Schornstein instandgesetzt werden.
Sinnvoll ist auch ein Blick auf die Temperaturanzeiger. Sie zeigen an, mit welcher Temperatur das System betrieben wird. Je höher dabei die Temperatur, desto höher auch der Wärmeverlust durch ungedämmte Bauteile. Altbauten können hier Temperaturen von 90°C bei einer sehr unbehaglichen Schwerkraftheizung erreichen. Wenig effiziente Anlagen liegen bei 70°C. Typisch sind Temperaturen von 55-60°C. Und bei einer Fußbodenheizung können auch 35°C ausreichen, um ein Haus wohlig warm zu machen. Allerdings sind die Temperaturfühler nur bei Heizbetrieb aussagekräftig. Im Sommer bleibt nur der Blick auf die Vorlauftemperatur für die Warmwasserversorgung. - Warmwasserspeicher
Auch hier gilt, dass sehr alte Boiler kaum mehr sinnvoll zu nutzen sind.
Als weitere Prüfung kann man die Zuleitung von der Heizung überprüfen. Sie sollte umfassend gedämmt sein.
Energetische Schwachstellen der Wärmeverteilung
- Pumpen
Die Heizung funktioniert nur aufgrund einer Umwälzpumpe. Sie ist das Bauteil, das von der gesamten Heizung am häufigsten läuft. Da sie damit auch ein großer Energieverbraucher ist, sollte gerade sie modern sein. Moderne Pumpen sind druckgeregelt und arbeiten dabei bedarfsgerecht. Ältere laufen teilweise noch über Zeitsteuerungen. Sie sollten ausgetauscht werden. Dabei sollte die Pumpe gedämmt sein. Dies ist schon mal ein gutes Zeichen. - Wärmeverteilung im Keller
Wärmeleitungen in kalten Kellern können viel Wärme verlieren, bevor sie den Wohnraum wärmen. Insofern sollte eine umfassende Dämmung der Heiz- und Warmwasserverrohrung im Keller vorhanden sein. - Steigleitungen
Bei ganz alten Heizungen finden sich teilweise noch sehr dicke Rohre. Sie deuten auf hohe Wärmebedarfe und meist sehr geringe Effizienz. Dabei sind solche Anlagen meist auch schlecht regelbar ist und bei einer Sanierung des Hauses durch die dann vorhandene Überdimensionierung einfach nicht mehr angemessen. - Heizverteiler
Moderne Häuser haben teilweise geschossweise kleine Heizverteiler, von denen aus die einzelnen Räume angedient werden. Durch exemplarisches Zu- und Aufdrehen auf die alte Stellung kann man viel über das Nutzungs- und Heizverhalten der Vorbesitzer erfahren. - Heizkörper
Alte Heizkörper sind für moderne Heizungen in der Regel kein großes Problem. Im Gegenteil, sie können bei abgesenkter Betriebstemperatur auch sehr behagliche Wärme spenden. Wertvoller ist ein Blick auf die verbauten Ventile und ihre Steuerung. Hier sollten auf jeden Fall Thermostatventile verbaut sein.
Energetische Schwachstellen der Gebäudehülle
- Decke zu kaltem Keller
Eine ungedämmte Decke zum kalten Keller ist regelmäßig ein Ärgernis. Denn die einfache Lösung der Deckendämmung nimmt im Keller Raumhöhe. Ist er flach, müssen ggf. andere Wege beschritten werden. Raumhöhen unter 2,2m sollten auf jeden Fall zu denken geben. - Kellerzugänge
Kellerzugänge sind ein klassisches Problem bei der energetischen Sanierung, da sie schwerlich zu dämmen sind und kaum abdichtbar sind. Hier sollte man im Vorfeld Kopfräume, Dichtigkeit vorhandener Türen und die Möglichkeit der Ergänzung von Türen prüfen. - Außenwand
Bei den Außenwänden sollte auf schon vorhandene Dämmung geprüft werden. Bei Massivbauten hilft Klopfen auf die Wand. Schwieriger ist es bei jüngeren Gebäuden ab den 60er Jahren. Hier hilft in der Regel nur Planmaterial um die Dämmqualität des Gebäudes einschätzen zu können. Ein besonderes Augenmerk auf das Dämmmaterial sollte man auf bei Holzbauten der 70er und 80er Jahre legen. Denn die zu dieser Zeit verbaute Mineralfaser kann lungengängig sein. Dann liegt keine gute Grundlage sondern eher ein Sanierungsfall vor. - Dach
Beim Dach lohnt die Prüfung auf eingebaute Dämmung. Hier hilft jedoch üblicherweise nur das Nachfragen beim Verkäufer oder Planmaterial zum Gebäude weiter. In der Vorbereitung kommender Maßnahmen sind darüber hinaus die verbauten Sparrenquerschnitte von Interesse. Denn in Altbauten waren Dächer in der Regel nicht so konstruiert, dass sie eine Innenverkleidung tragen können. Die abgenommenen Maßen helfen später dem Statiker, ggf. notwendige Verstärkungen zu ermitteln. - oberste Geschossdecke
Eine begehbare oberste Geschossdecke sollte bei einem Altbau gemäß EnEV schon gedämmt sein. Meistens wird der Deckenaufbau dabei an der Dachluke offensichtlich.
Energetische Schwachstellen von Fenster & Türen
- Türen & Fenster
Bei Fenstern interessiert zunächst ihr Alter. Dabei ist auf nahezu allen Fenstern das Produktionsdatum im Randverbund ausgewiesen. Man kann es also schnell prüfen. Bei Öffnung des Fensters wird die Art der Abdichtung offensichtlich. Moderne Fenster haben eine doppelte Abdichtung. Liegt nur eine Dichtebene vor, ist dies zumeist ein Zeichen auf ein Optimierungspotenzial. Ebenso hilft die „Feuerzeugprobe“. Fährt man bei geschlossenem Fenster knapp am Rahmen entlang, kann man durch die Flammenbewegung Undichtigkeiten ausmachen. Die Prüfung sollte auch bei Rolladenkästen erfolgen. Danach sollte ein recht klares Bild zu der Qualität der eingebauten Fenster vorliegen. Und auch der Zustand der Fenster kann wichtige Informationen enthalten. Denn möglicherweise ausgefallenes Tauwasser kann Laufspuren auf ungereinigten Fenstern hinterlassen. Dann kann generell von nicht mehr zeitgemäßen Fenstern und Rahmen ausgehen werden. Ergänzend dazu sollte unbedingt die Frage nach dem Trocknen von Wäsche in den Räumlichkeiten gestellt werden. - Dachflächenfenster
Eine ähnliche Prüfung wie bei Fenstern kann man auch bei Dachflächenfenstern durchführen. Dabei sollte man ergänzend auch die innere Leibung überprüfen. Hilfreich ist auch ein Blick auf die äußere Einbindung der Fenster.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an schnellen Maßnahmen, die jeder auch in Eigenleistung schnell umsetzen kann.
Abgleich mit der bisherigen mit der beabsichtigen Nutzung
Als wir den Energieausweis für unseren neuen Altbau in den Händen hielten, haben wir zunächst einen Schock bekommen. Der Energiebedarf liegt bei 255,4 kWh/m²a. Und er deckt sich in etwa mit dem tatsächlichen Energiebezug. Um das Objekt einschätzen zu können, haben wir in der Folge versucht, den Unterschied zwischen der aktuellen Nutzung und unserer zukünftigen Nutzung zu ermitteln.
Auffällig in der Nutzung: im Gebäude leben bisher 3 Parteien – ursprünglich mit 6 Personen. Natürlich sind hier dann höhere Warmwasserbedarfe zu erwarten, als bei später erst mal zwei. Ebenso waren bei unseren Besichtigungen vor Ort die Fenster auf Kippstellung. Entsprechend hoch muss der Lüftungswärmeverlust über dem Üblichen liegen.
Auffällig am Energieausweis: Der Kennwert für die energetische Qualität der Gebäudehülle (Ht‘) wird mit 1,20 angegeben. Eine 0 in der zweiten Nachkommastelle deutet dabei auf die Eingabe über Kennwerte nach Baualtersklasse. Da der Anbau aus dem Jahr 1998 stammt, und hier eigentlich ein anderer Wert vorhanden sein müsste, ist selbst dann ein solcher Wert überraschend. In der Begehung haben wir dabei im unserem Anbau eine gut gedämmte Wand, Decke und teilweise auch einen gut gedämmten Boden gefunden. Diese Aspekte erfasst der uns übermittelte Energieausweis jedoch nicht.
Selbst nachgerechnet liegt der Endenergiebedarf nach DIN 4108 detailliert erfasst etwa 15% niedriger als der angegebene Wert. Das ist nicht viel – aber immerhin schon ein bisschen. Und da wir uns mit diesem Kennwert immer noch deutlich über dem Durchschnitt im Gebäudebestand bewegen (aktuell ca. 140 kWh/m²a), müssen wir auch energetisch an unserem Objekt dringend etwas tun. Wir wollen integral sanieren und so zu einem EffizienzhausPlus kommen.
Die Schwachstellen sind ja vom Interesse, denn die Saison geht bald ihrem Ende zu. In der Sommerzeit hoffen wir die Sanierungsarbeiten auszuführen und die Tipps dazu würden uns nicht schaden. Die Freunde haben uns geraten, den Ölkessel mit einer Photovoltaik zu kombinieren. Mal sehen, aber ein sinnvoller Rat ist immer wissenswert! Danke!
Ich möchte unsere Fenster hinsichtlich des Energieeinsparens erneuern. Für die Dachflächenfenster werde ich hierzu, wie von Ihnen empfohlen, die innere Leibung sowie die äußere Einbindung prüfen. Eventuelle Undichtigkeiten werde ich in Rücksprache mit der Firma rücksprechen. Vielen Dank.
Vielen Dank für Ihren Beitrag zu den Themenfenstern. Ich suche schon seit längerer Zeit nach mehr Informationen zu diesem Thema. Ich würde gerne einige neue Fenster für mein Umbauprojekt erhalten, und diese Informationen sind sehr hilfreich.
Vielen Dank für diesen Beitrag zu den energetischen Schwachstellen von Immobilien. Gut zu wissen, dass man dabei durch den Energieausweis schon informiert wird, wie die ungefähre Performance des Hauses ist. Wir haben leider noch keinen Ausweis, ich glaube, ich werde mich mal diesbezüglich beraten lassen.
Wir möchten eine Firma für Tankreinigung beauftragen unseren Öltank auf Vordermann zu bringen. Interessant, dass gerade die Heiztechnik oft die energetische Schwachstelle von Häusern ist. Darum kann bei dieser Tankreinigung nicht verkehrt sein.
Danke für diesen Artikel zu den energetischen Schwachstellen von Häusern. Es stimmt, dass dabei man sich auch auf die Dichtigkeit und Funktionsfähigkeit von Öltanks fokussieren. Wir wollen in diesem Zuge auch eine Firma für Tankreinigung mal unsere alten Tanks durchspülen lassen.
Guter Beitrag zu energetischen Schwachstellen von Häusern. Es stimmt, dass der Energieausweis auch bei Nichtwohnobjekten Auskunft über den Verbrauch gibt. Dies ist interessant für mich, da ich eine Fabrik kaufen will.
Ich habe leider den Fehler gemacht und meine Heizungen nicht rechtzeitig sanieren lassen. Diesen Winter habe ich mich ganz schön mit ihnen herum schlagen müssen. Einmal sind sie sogar ganz ausgefallen und wir haben so gefroren, dass wir einen Installateur Notdienst gerufen haben. Gut zu wissen, dass es wichtig ist, dass Thermostatventile verbaut sind. Ich glaube, das ist bei uns nicht der Fall.
Vielen Dank für diesen wirklich informationsreichen Beitrag zum Thema energetisches Sanieren. Interessant, dass etwa 75% des gesamten Energiebedarfes für Heizen und Warmwasser aufgewendet werden. Ich wohne in einem Altbau und werde jetzt definitiv eine energetische Sanieren beantragen.