Gärten bieten eine wundervolle Möglichkeit, den eigenen Lebensstil zu kommunizieren. Sie können aber leicht auch die Überforderung ihrer Besitzer ausdrücken. Insofern ist es bei der Übernahme eines Gartens sinnvoll, sich zunächst in der Gartenplanung über die bestehende Struktur klar zu werden und mit seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen abzugleichen.
Viele machen dabei den Fehler, dass sie ihre Vorstellungen zu konkret formulieren. Es macht einen Unterschied, wenn man als Ziel einen eckigen Tisch mit 6 Stühlen hat oder sich vornimmt, in einem schönen Rahmen Gäste empfangen und bewirten zu können. Je konkreter die Vorstellung, desto weniger Lösungsoptionen zur Gartenplanung können abgeklopft werden.
Das Ergebnis einer zu konkreten funktionalen Betrachtung lässt sich in vielen Gärten erkennen. Viele Gartenratgeber empfehlen z.B. zu Recht, dass kleine Gärten größer erscheinen, wenn die Terrasse vom Haus entfernt platziert ist. In Realität finden sich hierzu aber nur höchst selten Beispiele in der Gartenplanung. Der Grund ist dabei einzig, dass es vielen unvorstellbar erscheint, dass die Terrasse nicht am Haus ist.
Gartenplanung – Welche Funktionen brauche ich?
Eigentlich gibt es nur wenige unterschiedliche Typen von Gärten. Der Ziergarten zielt auf die Freude des Auges und dient der Erholung und Entspannung. Dafür muss er gesehen werden – entsprechend wichtig sind Bezüge durch Fenster aus dem Wohnbereich. Der Nutzgarten soll seine Besitzer durch Obst & Gemüse oder auch Kräuter erfreuen. Er ist arbeitsam, bietet aber auch die entsprechende Belohnung mit dem eigenen Ertrag. Im Funktionsgarten geht es um das Beisammensein & Spielen. Hier sind vor allem die entsprechenden Plätze zu gestalten – seien es nun Terrasse, Grillplatz, Freisitz oder Spielwiese. Letztlich gibt es auch noch den Naturgarten, der zunächst einmal Lebensraum für Tiere und Pflanzen sein will. Hier geht es um die unterschiedlichen Habitate und Biotope.
Wie immer bei uns, wollen wir von allem etwas. Das ist aber nicht schlimm, immerhin entsteht dadurch jene Vielfalt, die wir bei uns bei der Gartenplanung von unserem zukünftigen Cottage-Garten wünschen.
Gartenplanung – Bezüge & Blickachsen
Um unsere zukünftige Gartengestaltung voranzutreiben haben wir uns zunächst mit den angestrebten Blickachsen auseinandergesetzt. Zwar sieht man solche Pläne in der Gartenplanung eher selten. Für uns geht es aber um die verschiedenen Orte im Garten und ihre Zusammenhänge. Daran möchten wir die Struktur des zukünftigen Gartens entwickeln. Die beiden wichtigsten Blickachsen sind dabei die beim Ankommen und beim Zuhause sein:
Eingang zum Grundstück – Ankommen!
Am Eingang zum Grundstück soll man sich gut einen Überblick über den Garten verschaffen können. Die lange Blickachse entlang der Remise ist dabei durch das Grundstück vorgegeben. Sie braucht aber einen Endpunkt, sonst läuft die Inszenierung ins Nichts. Bisher steht an dieser Stelle, etwas hilflos, eine Gartenbank. Die ist zwar schön, wird aber der Größe der Achse nicht gerecht. Insofern haben wir für diese Stelle das zukünftige Gewächshaus vorgesehen.
Blick aus dem Wohnzimmer – Vielfalt & Weite erleben!
Im Wohnzimmer sitzt man im Sommer und im Winter. von hier aus soll man den Garten in seiner Gänze erleben können. Dabei haben wir die tolle Situation, dass das Nachbargrundstück nur aus einem schön gepflegten Garten besteht. Die Chance, den Blick nicht nur über unseren Garten streifen zu lassen, sondern über den schönen Nachbargarten optisch zu erweitern, ist dabei einmalig.
Wichtig bei Blickachsen ist dabei, dass sie stärker wirken, wenn sie seitlich gefasst werden. Entsprechend ist es hilfreich, durch eine einfassende Höhenstaffelung den Blick in eine Richtung zu lenken. Das können Gebäude, Pergolen oder auch hohe Pflanzungen sein, an denen wir noch arbeiten müssen.
Blickachsen im Kleinen
Darüber hinaus spielen noch weitere Orte in unserer Gartenplanung eine Rolle. Eine großzügige Terrasse, einen Nutzgarten, eine Stelle für Arbeiten (z.B. an Fahrrädern) und einen Rückzugsbereich.
Die Terrasse – Gesellig sein!
Die Terrasse soll im Blick des Wohnzimmers liegen. Sie soll aber auf die anderen Bereiche des Gartens einladend wirken und von dort Blicke anziehen. Mit ihrer Präsenz sollen quasi alle im Garten zusammengerufen erden – aus dem Nutzgarten, aus dem Rückzugsbereich und aus dem Bereich für das Heimwerken. Gleichzeitig soll sie ein geschützter Ort sein und vor Blicken der Nachbarn ein wenig abgeschottet. Sie lehnt sich also an die große Mauer an.
Der Welkelbereich – Verschnaufen und Überblick behalten!
Mit dem bestehenden Kugelahorn haben wir in unserem Garten etwas, dass man vielleicht einen Hausbau nennen könnte. Hausbäume wurden früher bei der Hochzeit eines Paares überreicht. Sie sollten das Eheglück beschreiben. Auch wir haben zu unserer Hochzeit einen solchen Baum bekommen – eine Tanne. Sie steht für Weitsicht. Der Ahorn hingegen steht für die Freiheitsliebe und aktives Schmieden von Plänen. Vielleicht hat uns das Haus ja vor allem wegen dieses Baumes so gut gefallen. Auf jeden Fall schafft er mit seiner kleinen Krone einen wundervollen Rastplatz unter dem Baum. Sommerlicher Schatten und ein guter Überblick über Ankommende und im Garten Aktive bilden hier einen zentralen Ort in dem vom Arbeiten ausruhen und trotzdem den Überblick behalten kann.
Blick von der Straße – Neugierig machen!
Wir möchten dabei nicht nur etwas für uns tun, sondern auch für unsere Umwelt. Die Straße entlang des Gartens ist dabei bisher durch eine 1,9m hohe Mauer abgeschottet. Durch Öffnungen in der Mauer möchten wir Einblicke geben. Der Blick soll dabei in den Garten fallen, aber Terrasse nicht freigeben. Vielmehr soll man das Treiben im Garten erkennen können – wenn wir vor Ort aktiv sind. Blicke sollen also in den Nutzgarten, den Bereich für das Heimwerken und in die zugeordnete Ausruhzone fallen.
Verstellte Blickachsen
Neben der Einsehbarkeit – also funktionalen Zusammenhängen braucht es bei einem „Entdeckergarten“ natürlich auch nicht einsehbare Bereiche. Räumlich getrennt durch bauliche Elemente oder Pflanzen. Und dazu gerade dort vielleicht noch einmal einen Blickfang in der Gartenplanung, damit es auch wirklich etwas zu entdecken gibt.
Der Rückzugsbereich – Innerlich einkehren!
Der Bereich zur inneren Einkehr soll dabei der hintere Gartenbereich sein. Orientiert sich der Ort Richtung Sonne, so wendet man sich hier von der Straße ab. Über die Ausbildung eines Rückens kann man gar nicht mehr gesehen werden. Dabei kam die Frage auf, was uns zu dieser inneren Einkehr führen kann. Das ist Lesen und das ist plätscherndes Wasser. Also kommt ein Teich in den Garten. Passenderweise hatten die Vorbesitzer eine ähnliche Idee. Ihr Teich spielt aber eher an einen japanischen Gartenstil an, der uns persönlich nicht so gut gefällt. Und der Teich ist eher zum Anschauen denn zum Hören. Wir möchten aber quasi selbst mitten im Wasser sein. Idealerweise baumeln die Beine sogar darin oder man hindurch kneipen.
Interessant, dass hier vorgeschlagen wird, möglichst nicht zu konkret zu planen. Oft lernt man das ja anders herum. Wir haben in Hamburg ein Haus geerbt und werden im Frühling erstmal einen Gartenpflege-Service buchen. Leider ist er in den letzten Jahren verwildert.
Zurzeit sind wir mit der Terrassengestaltung unseres lieben Hauses beschäftigt. Mein Mann hatte dabei die Idee, Fachleute für die Steinmetzarbeiten einzustellen, da es ihm doch zu kompliziert wurde. Ich finde die Beachtung der Blickachsen sehr interessant, vor allem, dass die Terrasse im Blick des Wohnzimmers sein soll und die Löcher in den Mauern den Blick auf den Garten lenken sollen.
Vielen Dank für den Einblick in eurer Gartenplanung. Bei mir steht eine Gartenplanung an und ich werde die Blickachsen definitiv berücksichtigen. Der Beitrag inspiriert mich und hilft mir, einen guten Plan zu erstellen, der sich hoffentlich auch gut umsetzen lässt.