Häuser verbrauchen Energie. Moderne Häuser erzeugen auch Energie. Und alle Häuser haben in der Folge einen Energiebedarf. Diesen Energiebedarf kennt jeder. Einerseits durch die jährliche Energierechnung, über deren Höhe man sich mal wieder ärgert. Beim Immobilien gibt es darüber hinaus auch den Energieausweis, der die energetische Performance eines Gebäudes über den Energiebedarf zeigt. Aber was ist viel? Und was ist wenig? Hier helfen zur Bewertung Energiestandards.
Entwicklung von Energiestandards
Um Licht ins Dunkel der verschiedenen Energiestandards zu bringen, muss man sich zunächst den vielen verschiedenen Begriffen im Themenfeld widmen. Aus der Tradition der Energieeinsparung heraus gibt es die sogenannten x Liter Häuser. Sie beschreiben, wieviel fossile Energie – umgerechnet in Liter Heizöl pro m² Fläche und Jahr – das Haus benötigt. Ein 1-Literhaus bezeichnete also ein Haus mit einem Endenergiebedarf von 10 kWh/m²a. Ein 20-Liter Haus entspricht dabei ungefähr einem typischen, unsanierten Altbau. Das war praktisch und einfach zu verstehen. Es funktionierte aber nur, weil im Bestand nahezu alle Häuser mit Heizkesseln ausgestattet waren. Durch die Umrechnung auf einen spezifischen Energieträger ergaben sich in der Folge große Unklarkeiten. Denn was bitte soll ein Haus sein, das 1 Liter an Strom verbraucht?
In der Folge wurde intensiv nach Alternativen zur Berechnung gesucht. In Europa half dabei auch die EU auf den Weg. Sie führte 2002 erstmals die Europäischen Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EBPD) ein. Ihr Ziel war eine erhöhte Energieeffizienz von gebäuden. Seit 2010 formuliert die EBPD das Niedrigstenergiegebäude oder auch das Nahezu-Null-Energie-Gebäude als Ziel. Es soll als Standard im Jahr 2021 erreicht werden.
Dazu gibt es seitens der EU aber nur die Vorgabe, dass die einzelnen Nationen diesen Standard detaillieren sollen. Einige Länder nutzen dafür den Anteil an fossiler Energie, die zum Gebäudebetrieb notwendig wird. Andere Länder versuchen eine Abbildung durch die Nutzung eines CO2-Äquivalents – also der Klimawirksamkeit des Hauses. Insofern sollte man sich bei den Standards auf die nationalen Regulierungen und Systeme beziehen.
Zielwerte in Deutschland
Unterscheiden muss man hierbei zunächst zwischen Endenergiebedarf und Primärenergiebedarf. Der Endenergiebedarf beschreibt die Energie, die man für den Betrieb des Gebäudes aufbringen muss. Da man genau diese Energie auch bezahlen muss, ist der Endenergiebedarf auch ökonomisch relevant. Der Primärenergiebedarf beschreibt hingegen den Bedarf an fossiler Energie. Ein niedriger Primärenergiebedarf zeigt damit die Ressourceneffizienz und die Klimaschonung durch das Gebäude. Da bei der Betrachtung der Primärenergie die gesamte Vorkette. Sie definiert den Energieaufwand, um die Energie auch vor Ort nutzen zu können. Daher können Primär- und Endenergiebedarf deutlich voneinander abweichen. Der Primärenergiebedarf kann dabei deutlich kleiner sein als der Endenergiebedarf (z.B. bei erneuerbaren Energieträgern). Er kann aber auch deutlich größer sein (z.B. bei aufwendig herzustellenden Energien wie Strom).
Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren zentralen Kennwert für die Qualität der Gebäudehülle. Der spezifische Transmissionswärmetransferkoeffizient H‘T beschreibt den Wärmeverlust über die Außenbauteile und die Wärmebrücken. Je niedriger er liegt, desto besser ist die Dämmqualität. Gleichzeitig ergibt sich so ein geringer Endenergiebedarf des Hauses.
Energiestandards in Deutschland
Um unterschiedliche Optimierungsansätze für das energieeffiziente Bauen abzubilden, wurden dazu in Deutschland neben dem gesetzlichen Mindeststandard weitere Standards entwickelt. Mal versuchen sie, besonders sparsame Häuser abzubilden, mal wird auf möglichst hohe Energiegewinnung an der Immobilien abgehoben. Für Deutschland sind schließlich folgende Energiestandards üblich:
Energiestandard | Zieldefinition | Betrachtete Energien | Betrachtete Kennwerte |
EnEV-Standard | gesetzlicher Mindeststandard | Heizwärme, Trinkwasserwärme, Hilfsenergie | Primärenergiebedarf, H‘T gemessen an einem Referenzgebäude |
KFW-Effizienzhaus | staatliches Förderprogramm für gesteigerte Energieeffizienz | wie EnEV-Standard | wie EnEV-Standard |
Passivhaus-Standard | bester möglicher Energiestandard, Fokus Heizwärme | wie EnEV-Standard, zusätzlich Nutzerstrom | Heizwärmebedarf, Primärenergiebedarf, Transmissionswärme von Hüllbauteilen |
Sonnenhaus | Hoher Nutzungsgrad solarer Energie am Standort | wie EnEV-Standard | solarer Deckungsgrad, Primärenergiebedarf, H‘T |
Effizienzhaus Plus | bester möglicher Energiestandard, Fokus Erneuerbare Energie, „negativer“ Energiebedarf für Primär- und Energiebedarf über ein Jahr | Heizwärme, Trinkwasserwärme, Hilfsenergie, Kühlung und Nutzung | Primärenergiebedarf, Endenergiebedarf, U-Werte |
Aktiv Plus | bester möglicher Energiestandard, „negativer“ Energiebedarf für Primär- und Energiebedarf über ein Jahr, Fokus Erneuerbare Energie und Prozessoptimierung | Heizwärme, Trinkwasserwärme, Hilfsenergie, Kühlung und Nutzung | Primärenergiebedarf, Endenergiebedarf, U-Werte |
Freier Standard | individuelle, projektspezifische Anforderungen | offen / individuell | offen / individuell |
Darüber hinaus gibt es noch weitere, rein auf Bestand bezogene Energie-Standards.
Danke für diesen Beitrag zum Thema Energiestandards. Interessant zu wissen, dass die Einheit mit der gerechnet wird 1L Heizöl sind. Das ist einfach verständlich und ein schönes Konzept im Sinne der Nachhaltigkeit. Wir bestellen nun auch wieder Heizöl, da das Haus eher alt ist.
Sehr geehrte Frau Nonnenbaum,
wenn Sie, wie sie schreiben, noch eine Ölheizung haben, erhalten sie aktuell für den Heizungstausch hervorragende Förderungen über die Bafa: https://www.bafa.de/DE/Energie/Effiziente_Gebaeude/effiziente_gebaeude_node.html
Aus unserer Sicht eine echte Chance.
Guter Überblick zum Thema Energiestandards in Wohnhäusern. Interessant, dass diese Standards noch immer durch den Verbrauch an Heizöl ausgedrückt werden. Wir heizen daheim immer noch mit Öl und das wird sich auch die nächsten Jahre nicht ändern.
Wirklich interessanter Beitrag. Das sogenannte x Liter Häuser beschreiben, wieviel fossile Energie – umgerechnet in Liter Heizöl pro m² Fläche und Jahr – das Haus benötigt, war mir neu. Toll finde ich auch die Tabelle, welche einen guten Überblick verschafft. Ich selber bin gerade auf der Suche möglichst kostengünstig zu Heizen. Also möchte ich verschiedene Alternativen aber auch Heizölpreise mit einander vergleichen.
Gut zu wissen, dass die EU 2002 erstmals die Europäische Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EBPD) einführte. Mein Onkel möchte sich eine neue Heizung mit möglichst hoher Energieeffizienz installieren lassen. Ich werde ihm diesen Beitrag weiterleiten, damit er sich später über die Einzelregelungen in der Richtlinie informiert.
Vielen Dank für den informativen Beitrag über die Energiestandards für Wohnhäuser. Ich finde es interessant, dass in Deutschland neben dem gesetzlichen Mindeststandard weitere Standards entwickelt wurden, um unterschiedliche Optimierungsansätze herauszufinden. Aktuell möchte ich die Benutzung meiner Holzheizung ersetzen und suche deswegen nach einem zuverlässigen Lieferanten für effizientes Heizöl.
Wir würden gerne Heizöl für unser Haus kaufen und informieren uns nun über die Regulierungen. Interessant ist, dass man sich bei den Standards auf die nationalen Regulierungen und Systeme beziehen sollte. Dann müssen wir uns auf jeden Fall noch etwas erkundigen.
Gut zu wissen, dass ein niedriger Primärenergiebedarf die Ressourceneffizienz und die Klimaschonung durch das Gebäude zeigt. Mein Onkel möchte sich ein möglichst energieeffizientes neues Haus auf dem Lande kaufen. Er hofft deshalb, dass das Haus einen niedrigen Primärenergiebedarf aufweist.
Gut zu wissen, dass ein 20-Liter Haus einem unsanierten Altbau entspricht und es den Energiebedarf darstellt. Das könnte in etwa unserem Bedarf entsprechen. Wir überlegen auch demnächst Heizöl zu kaufen, um für die kalten Tage gewappnet zu sein. Danke für die Aufklärung.
Mein Onkel möchte gerne Heizöl bestellen. Dabei ist es gut zu wissen, dass moderne Häuser zum Teil auch Energie erzeugen. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.
Hallo Alicia,
der Austausch von Heizungen auf Basis von Heizöl wird aktuell extrem gut gefördert. Und Heizöl ist sehr teuer. Statt Heizöl zu kaufen kann dein Onkel mit dem Geld fast eine neue Heizung bekommen. Wir würden daher vorschlagen, lieber gleich die Heizung zu wechseln. Und damit langfristig auch günstige Heizkosten zu ermöglichen (wenn ihr kein Erdöl und Erdgas nutzt).
Liebe Grüße
Martin & Franzi
Ich wusste gar nicht, dass das Passivhaus der aktuell höchste Standard in der Effizienz ist. Meine Cousine möchte sich ein Haus bauen lassen und überlegt deshalb, sich ein energieeffizientes Passivhaus erstellen zu lassen. Dann kommt das natürlich für sie umso mehr in Frage. Danke!
Hallo Lena,
das Passivhaus ist ein sehr hochwertiges Haus. Es ist aber in seiner Entwicklung schon etwas älter und bezieht sich daher auf technische Parameter, die aus unserer Sicht heute nicht mehr ganz den Puls der Zeit treffen. Wir sehen daher das Effizienzhaus Plus als eigentlich hochwertigsten Standard an. Aus unserer Sicht die echte Lösung für „Post-Fossiles“ Bauen.