Die Energiestandards im Neubau haben sich in den letzten Jahren stetig verschärft. Wir bauen heute so, dass ein Altbau dagegen nicht mehr zeitgemäß wirkt. Im Vergleich zum Gebäudebestand verbrauchen Neubauten auch ohne gehobene energetische Ziele nur noch 1/2 bis 1/4 soviel Energie. Hochwertige energetische Ziele können hier leicht auch nur 1/10 ermöglichen. In den gesetzlichen Vorgaben zeigen dabei seit einigen Jahren Unterschiede zwischen Altbauten und Neubauten. Für Altbauten wurden die Anforderungen seit einigen Jahren nicht mehr verschärft. Das ist ein Hinweis darauf, dass es tatsächlich Unterschiede zwischen Neubau und Bauen im Bestand gibt. Aber ist dies eigentlich wirklich richtig? Und was sind geeignete Energiestandards für Sanierungen?
Sanierung als Chance
Zunächst einmal gibt es dabei einige Punkte, die bei der energetischen Sanierung von Gebäuden wichtig sind. Viele reden gerne von der Überregulierung und einer Dämmpflicht. Die gibt es natürlich – weitgehend – nicht. Ausnahmen sind die Bereiche an Gebäuden, die für den Eigentümer sehr leicht zugänglich und damit optimierbar sind.
Abneigung gegen Dämmung geht dabei gleichzeitig oft damit einher, in die Kerbe der „Verschandelung“ des Bestandes zu hauen. Das macht leider auch wenig Sinn. Die vom Laien dabei vor allem im Hinterkopf vorhandenen Gründerzeitbauten mit ihren schönen Fassaden machen übrigens im Deutschen Gebäudebestand nur etwa 8% an Häusern aus. Und sie lassen sich gut und vor allem auch durch die Bundesregierung gefördert sanieren. Gemeint ist dabei das Programm KfW-Denkmal, denn diese Gebäude stehen in Deutschland in der Regel unter Ensembleschutz. Die Stimme gegen Dämmung kommt dabei u.a. aus der Heizungsbranche – natürlich hat sie ein Interesse daran, dass weiterhin ein hoher Energiebedarf im Bestand vorhanden ist.
Bei vielen anderen, weniger stadtraumprägenden Gebäuden ist die Sanierung hingegen eine gestalterische Chance, Dinge die aktuell schlecht oder nicht funktionieren besser zu machen. Das Thema Dämmung und dichte Hülle wird dabei auch von vielen Bauproduktherstellern mit dem Thema Schimmel verknüpft. Dies stimmt aber leider nicht, sondern ist eher Angstmache. Denn tatsächlich sind baukonstruktive Mängel an Gebäuden mit dem Thema Dämmung gesunken. Was aber stimmt, ist hier, dass wenn Mängel auftreten, diese üblicherweise größer und daher aufwendiger zu beheben sind. Entsprechend sollte man bei der Planung auf eine möglichst hohe Detaillierung der kritischen Details und bei der Ausführung auf eine fachgerechte Überwachung und Abnahme der Bauleistungen achten.
Energiestandards für Sanierungen
Die meisten Energiestandards für Sanierungen werden durch die KfW bereitgestellt, da diese für die entsprechenden Qualitäten auch entsprechende Förderungen mitliefert.
Energiestandards für Sanierungen | Zieldefinition | Betrachtete Kennwerte | Vorgehensweise |
KFW-Effizienzhaus Denkmal | Förderprogramm für denkmalgeschützte Häuser | Jahresprimärenergiebedarf ≤ 160% EnEV-Referenz; Ht´≤ 175% EnEV-Referenz | Die Sanierung muss durch einen im Bestand erfahrenen Energieberater erfolgen. Er bestätigt, dass für das Objekt alle sinnhaften Maßnahmen umgesetzt wurden. |
KFW-Effizienzhaus 115 | Förderprogramm für Altbauten | Jahresprimärenergiebedarf ≤ 115% EnEV-Referenz; Ht´≤ 130% EnEV-Referenz | Projektbetreuung durch einen zugelassenen Energieberater.
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KFW-Effizienzhaus 100 | Förderprogramm für Altbauten | Jahresprimärenergiebedarf ≤ 100% EnEV-Referenz; Ht´≤ 115% EnEV-Referenz | Projektbetreuung durch einen zugelassenen Energieberater. |
KFW-Effizienzhaus 85 | Förderprogramm für Altbauten | Jahresprimärenergiebedarf ≤ 85% EnEV-Referenz; Ht´≤ 100% EnEV-Referenz | Projektbetreuung durch einen zugelassenen Energieberater. |
KFW-Effizienzhaus 70 | Förderprogramm für Altbauten | Jahresprimärenergiebedarf ≤ 70% EnEV-Referenz; Ht´≤ 85% EnEV-Referenz | Projektbetreuung durch einen zugelassenen Energieberater. |
KFW-Effizienzhaus 55 | Förderprogramm für Altbauten | Jahresprimärenergiebedarf ≤ 50% EnEV-Referenz; Ht´≤ 70% EnEV-Referenz | Projektbetreuung durch einen zugelassenen Energieberater. |
Effizienzhaus Plus | Förderprogramm für Gebäude | Jahresprimär- und Jahresendenergiebedarf ≤ 0% EnEV-Referenz | Nachweis durch Energieberater |
Unsere Zieldefinition
Wir möchten aber mit unserem Projekt nicht den klassischen Weg des KfW-Effizienzhaus für die Sanierung beschreiten sondern einen anderen Standard verfolgen: den des Effizienzhaus Plus. Dieser Standard wurde dabei in einer Pilotphase durch den Bund gefördert und bezieht sich auf das Ziel klima- und primärenergieneutral zu bauen. Das ist anspruchsvoll, allerdings ist es bei einer entsprechende gut nutzbaren Fassade für energiegewinnende System für Wohnungsbauten eigentlich leichter zu erreichen, als mache andere Zielwerte. Wir gehen aktuell davon aus, dass unser Haus „nur“ ein KfW-Effizienzhaus 70 wird, trotzdem aber klima- und primärenergieneutral werden wird.
Vielen Dank für einen informativen Beitrag zu Energiestandards für Sanierungen. Wir möchten auch unser Haus sanieren lassen. Über den Standard Effizienzhaus Plus habe ich nicht so viel gehört, daher werde ich mich weiter danach erkundigen.
Der Standard Effizienzhaus Plus ist bisher leider in der Förderlandschaft in Deutschland weitgehend unbekannt. Er ist aber der heutige Standard, der das Klimaschutzziel 2050 – CO2-Neutralität umfassend abbildet.
Effizienzhaus Plus ist Postfossiles Bauen. Das heißt – wer so saniert, wird in Zukunft keine weiteren Maßnahmen machen müssen. Und bis dahin von steigenden Energiepreisen profitieren statt sich ärgern.