Beim gestrigen Vortrag im Rahmen des TU Darmstadt Energy Centers in Friedrichsdorf kam die Frage auf, welche Möglichkeiten in der eigenen Wohnung mit geringinvestiven Maßnahmen für die energetische Optimierung bestehen. Ein umfassendes Thema, denn in unseren Häusern verbrauchen wir viel Energie. Dabei ist uns der genaue Energiebedarf meist gar nicht bewusst.
In der Energieberatung gibt es für Verbraucher viele Hinweise für die energetische Optimierung. Was fast jeder kennt, ist das Reduzieren von Strombedarfen durch Standby-Betrieb von Elektrogeräten. Das aber ist auch aufwendig. Um den Strombedarf zu reduzieren, muss jedes Gerät gesondert ausgeschaltet werden. Ein „meditativer Abendgang“ entlang aller elektrischen Verbraucher entsteht.
Bemerkenswert ist aber, dass manche mögliche Einsparpotenziale gar nicht in größerem Umfang diskutiert und empfohlen werden. Dies sind insbesondere die Lösungen, bei denen wir nicht ein neues Gerät kaufen. Wo kein Umsatz ist, da findet sich auch keine Werbung. Dabei sind viele Maßnahmen tatsächlich kostengünstig umzusetzen, wenn man diese vorher ind er Planung berücksichtigt.
Quick-Wins für die energetische Optimierung von Altbauten
Der Energiebedarf eines Haushalts ergibt sich zu 84% durch Heizen und Warmwasser. Zumindest bei einem Haus mit bisher geringen Sanierungsmaßnahmen. Daher sollte die persönliche energetische Optimierung genau hier ansetzen. Da der Energiebedarf in unsanierten Häusern noch sehr hoch ist, haben hier auch selbst kleine Maßnahmen häufig hohe Wirksamkeit.

Wenn Empfehlungen für die energetische Optimierung vorhanden sind, dann meist Einschränkende. Das typische „Drehen sie die Heizung runter“ ist zwar richtig, es ist aber alles andere als anregend. Kann man zunächst nicht davon ausgehen, dass die Bewohner ein gutes Gefühl für ihre eigene Behaglichkeit haben? Wir möchten daher positive Maßnahmen in den Vordergrund stellen. Ein erster Blick für die energetische Optimierung sollte auf Geräte gehen, die einen besonders hohen Energiebedarf haben. Ein zweiter sollte sich mit dauerhaften Energieverlusten auseinandersetzen. Und ein dritter Blick geht sicher auf den Nutzerstrom.
Geräte der Haustechnik mit hoher Energieaufnahme
- Durchlauferhitzer
Eine der höchsten Energieaufnahmen in einem Haus haben Durchlauferhitzer, soweit sie vorhanden sind. Sie setzen sich gerne mit der Zeit zu. Sei es durch Kalk oder andere Ablagerungen. Dann sinkt die Wärmeübergabe deutlich und der Energiebedarf steigt. Zur Reinigung muss das Gerät vom Netz genommen und komplett auseinandergebaut werden. Es wird in der Folge in einem speziellen Säurebad gereinigt. Die Durchführung durch einen Fachmann ist hier unbedingt zu empfehlen. Ggf. ist der Neukauf eines Gerätes sogar günstiger als die Reinigung. Man sollte dies daher entsprechend prüfen. - Dezentrale Boiler
Die kleinen Unterflurboiler – meist mit 5 Liter Fassungsvermögen – ermöglichen Warmwasser, wenn kein Warmwasseranschluss vorhanden ist. Auch sie verkalken. Allerdings nicht so schlimm wie die die Durchlauferhitzer selber. Dafür halten sie im Raum immer 5 Liter Wasser auf Temperatur. Ein immenser Energieaufwand, der sich allerhöchstens dort lohnt, wo dauerhaft Warmwasser benötigt wird. Bedarfsgerechtes Ausschalten lohnt hier besonders – z.B. vor dem Urlaub. Ansonsten sind auch hier Durchlauferhitzer deutlich in Vorteil, denn sie heizen nur, wenn auch wirklich Bedarf besteht. Für das Problem „Küche“ gibt es dazu mittlerweile Mini-Durchlauferhitzer.
Senkung von dauerhaften Energiebedarfen
- Minderung des Luftwechsels bei hoher Luftundichtigkeit der Hülle
Der häufig vorhandene „Spar-Tipp“ des Schließens der Türen im Innenraum versucht, Luftwechsel bei undichten Hüllen zu senken. Insbesondere sinnvoll ist dies, wenn das Haus einen Windfang hat und hier sonst leicht kalte Luft einströmen kann. Allerdings behebt der Tipp kein grundsätzliches Problem der Hülle – besser ist es, bei offensichtlichen Undichtigkeiten direkt auf die Verbesserung der Hüllqualität einzuwirken. - Partielle Senkung des Raumwärmebedarfs
Nicht jeder Raum wird immer genutzt. Entsprechend können für wenig genutzte Räume die Raumtemperaturen gesenkt werden. Dreht man die Heizungsthermostate einfach runter, so hilft auch hier der Tipp des Schließens der Türen um den Raum nicht in der Folge durch andere Heizkörper im Haus zu heizen. Mit modernen, über das BUS-System oder WLAN-gesteuerte Heizungsventile kann der Nutzer hier auch im Voraus eingreifen und die gewünschte Temperatur einstellen. Wichtig dabei – jedes Grad weniger spart bis zu 6% Heizenergie. Es lohnt sich also, Teilbereiche der Wohnung bei nicht vorhandener Nutzung auf niedrigeren Temperaturen zu betreiben. - Einstellung des Programms für die Heizung
Auch ein Blick auf die aktuellen Einstellungen der Heizung lohnen sich. Ist ein passendes Wochenendprogramm eingestellt und entspricht die Aufheizphase auch meiner persönlichen Nutzung? Energiesparen kann man auch, indem man während Frühling, Sommer und Herbst die Vorlauftemperatur um einige Grad absenkt – denn zu dieser Zeit braucht man die maximale Leistung der Heizung nicht. - Warmwasser reduzieren
Auch Wassersparen hilft, um den Warmwasserbedarf zu reduzieren. Hier sind vor allem Spararmaturen in der Dusche und bei Handwaschbecken hilfreich. - Dämmung von Rohrleitungen im Keller
Ungedämmte Leitungen im Keller verbrauchen viel Energie. Insbesondere dann, wenn der Keller unbeheizt ist. Leitungsdämmung ist dabei seit der Einführung der EnEV 2014 bei zugänglichen Rohren im unbeheizten Bereich Pflicht. Dämmungen gibt es im Baumarkt für wenige Euro zu kaufen. Achten sie darauf, dass die Dämmung eine möglichst hohe Dämmwirkung und Dämmstärke hat. - Effiziente geregelte Pumpen verwenden
Alte Umwälzpumpen der Heizung regeln nicht effizient. Moderne Pumpen sind dabei in der Regel druckgesteuert. Sie arbeiten erst, wenn die Heizung tatsächlich aufgedreht wird. Damit lassen sich schnell Kosten einsparen. Wenn vorhanden, ist auch die Pumpe der Zirkulationsleitung oft optimierbar. Hier können nicht nur effizientere Pumpen, sondern auch eine nutzerbezogen genauere Steuerung (also die Vorhaltung warmen Wassers nur zu Zeiten, in denen die Bewohner tatsächlich auch duschen), helfen. - Undichte Bauteile nachdichten
Undichtigkeiten der Hülle lassen sich meist mit geringen Maßnahmen optimieren. Selbst die einfache Einpflege der Dichtungen der Fenster kann schon etwas bringen. Bei Türen zu einem kühlen Raum (z.B. Kellertüren) lassen sich auch nachträglich Dichtungen installieren.
Darüber hinaus sind z.B. Rolladenkästen typische Stellen für ungewollten Luftwechsel und damit Wärmeverlust. Kleine Dichtprofile oder Besen reduzieren den Luftwechsel als dem Kasten nach außen. Nach Innen hin gibt es ebenso Rolloauslässe mit zusätzlicher Dichtfunktion. - Rolladenkästen nachdämmen
Die Dämmung von Rolladenkästen ist einfach, soweit der Kasten von Innen zugänglich ist. Für die Installation gibt es viele verschiedene Systeme von Schaum, über einzulegende Matten bis hin zu Formteilen. - LED-Leuchten installieren
Vor allem die Grundbeleuchtung im Haus kann durch LED Technik energieeffizient gestaltet werden. Da die Leuchten auch deutlich längere Brenndauern als andere Technologien haben, muss man sich in der Folge auch nicht mehr so viel über den Austausch Gedanken machen. - Umrüstung eines Kamins auf ergänzende Frischluftzufuhr
Fast alle träumen vom knisternden, offenen Kamin. Durch die Verbrennung im Raum und den Abtransport der Abgase durch den Schornstein muss aber irgendwo im Haus frische, dann zumeist sehr kalte Luft nachströmen. Durch den erhöhten Luftwechsel kühlen Gebäude flächig eher aus. Das aufheizen durch den Kamin wirkt zumeist eher partiell. Vorteilhaft ist hier, eine eigenständige Luftzufuhr für den Kamin zu etablieren, um den Raumluftwechsel nicht zu erhöhen.
Reduzierung von Nutzungsstrom
- Trockner
Der Trockner ist einer der Maschinen im Haushalt, die viel Energie verbrauchen. In den letzten Jahren haben sich hierbei Wärmepumpentrockner etabliert, die deutlich geringere Leistungsaufnahme haben. Sollten sie noch keinen haben, lohnt sich nachdenken über eine Investition. Wir sind mit unserem sehr zufrieden. - Kühlschrank
Steht der Kühlschrank an einem kühlen Ort, so reduziert sich sein Energiebedarf. Sollte vereisen ist ein Abtauen und die Prüfung der eingestellten Temperatur sinnvoll. Denn weniger als 8°C sind für einen Kühlschrank eigentlich nicht notwendig. - Kaffeevollautomaten
Auch ein Bauteil aus dem täglichen Leben hat eine sehr hohe Leistungsaufnahme: der Kaffeevollautomat. Hierbei sind vor allem die Geräte zu nennen, die zusätzlich eine Wärmeplatte haben. Handwerklich begabte, die keine vorgeheizten Tassen nutzen, können hier auch hier Stromversorgung zur Tassenheizung abklemmen.
Aber auch die Aufheizung des gesamten Systems – Kaffeevollautomaten arbeiten ja mit Dampf – bedarf hoher Energiemengen. Entsprechend sollten Kaffeevollautomaten nur bei tatsächlichem Bedarf betrieben werden. Die Geräte haben dabei meist eine Möglichkeit zur Selbstausschaltung nach einer gewissen Zeit. Nutzen sie einfach die kürzest sinnvolle Zeit. - Zeitschaltuhren für die Regelung
Im vielfältigen Standby-Reigen rund um Fernseher, PC und Stereoanlage lohnt sich auch eine Zeitschaltuhr. Sie schaltet die Geräte ganz ab – damit kein Standby-Energieverbrauch entsteht. - Balkon-PV
Man muss aber auch nicht immer einsparen. Mittlerweile sind Photovoltaik-Paneele verfügbar, die einfach in die Steckdose auf dem Balkon gesteckt werden können. Zwar kann man damit keine Großanlage ersetzen, eine direkte Senkung des Strombedarfs ist aber sichtbar. Sie lohnen sich insbesondere, wenn man auch tagsüber entsprechende Strombedarfe hat.
Besonders wichtig für eine umfassende Sanierung sind aber die Zusammenhänge der energetischen Effekte. Ein integraler Ansatz sollte daher möglichst schnell erarbeitet werden.