Lichtplanung im Altbau ist mühselig, denn die Leitungen für die Stromversorgung sind meist schon vorgegeben. Andererseits bietet sie die Chance, das Haus in „neuem Licht“ erstrahlen zu lassen. Angebote gibt es zuhauf – weit mehr, als man als Laie verarbeiten kann. Und sicher mehr als man bewusst entscheiden kann. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig über die Ziele im Bereich Licht zu verständigen und daraus ein Konzept abzuleiten. Denn nur so kann man beim Thema Licht zielstrebig handeln und durch die Vielzahl der Angebote zielsicher navigieren.
Energetisch macht bei Wohnhäusern später die Beleuchtung bis zu 10 % des Gesamtenergiebedarfs aus. Es gibt dabei die zwei zentralen Kennwerte der installierten Lichtleistung pro m² und des Strombedarfs für die Beleuchtung. Diese beiden Kennwerte unterscheiden sich dabei deutlich. Denn es ist im Wohnungsbau üblich, eine erhöhte installierte Leistung pro m² zu verwenden, um unterschiedliche Lichtstimmungen zu bedienen. Eine erhöhte Lichtleistung pro m² bedeutet dabei also noch nicht zwingend einen später auch erhöhten Strombedarf.
Besonderheiten der Lichtplanung im Altbau
Licht im Altbau hat dabei drei Besonderheiten. Die erste ist, dass der Deutsche Gebäudebestand für seine geringen Fensterflächenanteile bekannt ist. Hat man mehr als 15% Fensterfläche auf der Fassade, kann man schon auf ein im Vergleich helles Haus hoffen. Insofern ist es sinnvoll, schon vor der Sanierung bei den Fenstern Vergrößerungen zu prüfen.
Die zweite Besonderheit ist, dass üblicherweise der Vorbesitzer nicht mehr die aktuellste Lichttechnik installiert hat. In der Lichttechnik hat sich aber im letzten Jahrzehnt viel im Sinne der Energieeffizienz getan. Insofern bietet sich auch mit kleinen, kostengünstigen Maßnahmen ein schnelles kostentechnisches Optimierungspotenzial. Schnell zu prüfen ist, ob effiziente Leuchten verbaut sind. Dabei sollten Lampen mit Leuchtstoffröhren über elektrische Vorschaltgeräte verfügen. Sind diese nicht installiert, lohnt sich der Austausch. Alte Glühlampen können durch Kompaktleuchtstofflampen oder LED-Licht ersetzt werden.
Drittens kann man in der Regel auf eine funktionierende Installation zurückgreifen, die aber im Stil der ursprünglichen Ausstattung erfolgt ist. Da Licht in früheren Zeiten wertvoll war, sind die Installationen dabei in der Regel sparsam. Es gibt üblicherweise einen Stromauslass in der Mitte des Raumes. Die Installationsart entspricht dabei in der Regel nicht mehr heutiger Vorstellung von unterschiedlicher Ausleuchtung und sollte daher vor der Renovierung des Innenraumes bewusst auf ihren zukünftigen Einsatz überprüft werden. Man muss sich also frühzeitig um die Leuchten kümmern, denn die Stromauslässe bestimmen später die Funktion. Oder es kommen in Zukunft die allseits bekannten, frei hängenden Deckenkabel auf, die gerade bei den Leuchten der 70er Jahre schon fast zum Stilelement geworden sind.
Natürliches Licht
Belichtung durch Fenster kennen wir alle. Aber kaum jemand weiß, dass die Wahrnehmung von Helligkeit beim Menschen nicht durch die Leuchtdichte, sondern weitgehend durch den Leuchtdichtekontrast bestimmt ist. Besonders hoch ist dieser Kontrast am Fenster. Ein dunkler Rahmen führt daher immer zu einem eher dunklen Raum. Leider waren dunkle Rahmen in den 70er und 80er Jahren modern. Viele – auch wir – haben daher ein Optimierungspotenzial.
Natürlich lässt sich auch mit neuen Fenstern mehr Licht in den Raum bringen. Will man die Statik nicht entscheidend verändern, können dabei Dachflächenfenster genutzt und bestehende Fenster bis zum Boden geführt werden. Leider helfen tiefe Fenster dabei nicht mehr so stark zur Ausleuchtung der Räume, wie hohe, im Idealfall sturzfreie Fenster. Dafür bieten sie aber mit ihrem tiefen Ausblick verschiedene Blicktiefen. Es gibt einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund beim Ausblick. Das „Fluchttier“ Mensch nimmt dies positiv wahr – man fühlt sich sicherer, wenn man einen guten Überblick auf Raum und Umgebung hat.
Kunstlicht – Einfache Leuchten, spannendes Licht
Mit Altbauten verbindet man gerne die wundervollen Gründerzeithäuser mit ihren hohen Decken. Hier können auch große Leuchten im Raum wundervoll wirken, ohne die Raumnutzung einzuschränken. Man kann fast alles einbauen, was gefällt. Die Leuchten sollten dabei nicht zu klein sein, denn sie wirken im Raum schnell verloren. Und man kann über die Installationshöhe spannende Variationen erzeugen. Eine tief hängende Leuchte am Esstisch hebt diesen hervor und schafft einen besonderen Ort. Und Deckenstrahler bieten die Möglichkeit, die hohe Raumwirkung und eventuell vorhandenen Stuck in ein besonderes Licht zu rücken.
In den Altbauten fast aller anderen Baualtersklassen sind die Raumhöhen aber deutlich geringer. Gerade hier sind gute Lichtplanung und passende Leuchten ein Problem. Auch übergroße Stehleuchten passen gut in Altbauwohnungen. Um eine wohlige Wohnatmosphäre sollten immer mehrere verschiedene direkte und indirekte Lichtquellen kombiniert werden.
Die Firma ERCO bietet dabei mit dem Handbuch Lichtplanung einen wertvollen Überblick über Grundlagen und Praxis der Architekturbeleuchtung. Wichtig ist dabei zunächst die Frage, wie das Licht im Raum wirken soll. Denn Licht kann einen Raum besonders hoch erscheinen lassen, ein Fläche hervorheben, eine Kante akzentuieren oder auch eine Nutzung besonders stärken. Licht kann dabei ähnlich eingesetzt werden, wie Farbigkeiten von Wänden.
Leuchtenklassiker
Ein stilvoller Altbau hat in der Lichtplanung natürlich auch Leuchtenklassiker verdient. Und es gibt viele Leuchtenklassiker. Leuchten von Designern wie Wagenfeld, Poulsen oder De Lucchi/Fassina kennt fast jeder. Meist natürlich, ohne auch ihre Designer zu kennen. Einige, die uns persönlich besonders gut gefallen, haben wir in der Folge hervorgehoben.
Gründerzeit & Art Deco
In der Grunderzeit war Licht modern. Die Art der Leuchte war dazu noch ziemlich unwichtig. Aus dem Stil des Kerzenleuchters entwickelten sich häufig dreiarmige Leuchter, auf denen jeweils eine Glasfassung vorhanden war. Die Leuchten strahlen dabei vor allem an die Decke und erhellen so den gesamten Raum. Das Glas dieser Zeit ist meist cremefarben – häufig meliert gestaltet mit leichtem grünlichem Anteil. Entsprechend ändert sich auch die Raumwahrnehmung bei solchen Leuchten eher ins Kühle.
Eine Alternative dazu entstand im Art Deco mit Stand- und Tischleuchten. Berühmt sind hier etwa die Tiffany-Leuchten mit ihren Figuren und ihrem farbigen Glas. Oder die Bankerleuchten, deren Trend aus Amerika zu uns herüberschwappte. Die Leuchten wollen im Gegensatz zu den großen Deckenleuchten einen eher kleinen Raum erhellen. Quasi einen Ort bezeichnen.
Neues Bauen / Bauhaus
Mit dem Bauhaus entstanden erstmals funktionale Entwürfe für Leuchten. Diese sind meist in Form und Farbe stark reduziert. Charakteristisch ist dabei das typischerweise weiß pigmentierte Glas und die eher kleinen Größen der Leuchten. Die bekannten Kugelleuchten in Aufputzmontage mit einer Fassung aus Porzellan stammen z.B. aus dieser Zeit. Die Kugeln wurden auch an Stäben aus Metall montiert.
Einer der herausragenden deutschen Designer ab der Zeit des Neuen Bauens ist dabei Wilhelm Wagenfeld. Seine berühmte Nachttischleuchte wird noch heute produziert. Er hat aber bis in die 60er Jahre hinein ein Umfassendes Werk an Leuchten geschaffen, die noch heute eine hohe Modernität ausstrahlen.
50er
In den 50er Jahren war Wagenfeld dabei für die Marke Peill & Putzler aktiv, ebenso wie Aloys F. Gangkofner. Er hat im Gegensatz zu Wagenfeld viel mit Strukturen gearbeitet – die schlichten Entwürfe offenbaren meist erst beim Einschalten ihre liebevolle, kleinteilige Gestaltung. Das passt gerade zu kleinen Räumen, denn diese brauchen für eine entsprechende Raumwirkung typischerweise auch einer etwas kleinteiligere Gestaltung.
Darüber hinaus entwickelte sich in den 50er Jahren der ebenso kleinteilige Stil der „Tütenleuchte“. Bekannt sind hier einerseits die Standleuchten als auch die Wandleuchten. Sie waren häufig mit einem eigenen Lichtschalter über einen Fadenzug ausgestattet. Einmal kurz am Bendel gezogen, und schon änderte sich die Lichtstimmung.
In den später 50er Jahren kamen darüber hinaus dänische Leuchten auf. Eines der Ergebnisse ist die 1958 von Louis Poulsen entwickelte Pendelleuchte PH 5 mit ihren drei reflektierenden Schirmen. Hier findet sich eine frühe, sehr bewusste Lichtlenkung durch den Leuchtkörper zur Beeinflussung der Raumwirkung. Spannend ist, dass die Leuchte noch heute angeboten wird. Für kleine Räume ist sie sogar als kleine Version verfügbar.
60er & 70er
Chrom und ausgefallene Formen zogen dann in den 60er Jahren in die Beleuchtung ein. Mit dem Spaceage entwickelten sich raumgreifende Leuchten, die gerade in Gründerzeitbauten gut wirken können. Auch italienisches Design ist hier umfassend zu finden.
Mix it
Dabei sollte man sich in der Lichtplanung nicht scheuen, günstige, einfache Leuchten mit Besonderen und Teuren zu kombinieren. Denn auch die unterschiedlichen Stimmungen sollen ja unterschiedliche Wertigkeiten erzeugen. So wie es Sonntagsporzellan gibt, darf es auch ruhig eine „Sonntagsleuchte“ geben. Wichtig ist dabei, dass die einfachen Leuchten sich nicht gestalterisch in den Vordergrund drängen. Hier eignen sich z.B. Wand- und Deckenfluter mit ihrem indirekten Licht, die eher den Raum als die Leuchte in den Vordergrund stellen.
Ich achte bei der Lichtplanung darauf, dass es möglichst viel indirektes Licht gibt. Das schafft eine angenehme Atmosphäre. Außerdem kann mit dem Spiel aus Licht und Schatten gearbeitet und Konturen genauer herausgearbeitet werden.
In einem Altbau mit Licht spielen ist sicher nicht ganz einfach. Gerade auch weil viele Sanierungsbedürftig sind. Von daher finde ich in einem Sanierten Altbau ist das alles etwas einfacher. Dort bekommt man sicher ganz andere Lichtkompositionen hin.
Recht vielen Dank für den Ihren Beitrag! Prima Tipp.
Wir haben eine Wohnung im Altbau im Steiermark gekauft und überlegen jetzt darüber, wie wir sie modernisieren könne, ohne den Geist der alten Zeit zu verlieren. Vielen Dank für diesen Beitrag und alle Ratschläge, wie wir die Beleuchtung im Altbau planen sollen. Wir werden wahrscheinlich einen Kristallluster für Wohnzimmer kaufen, da dieser Raum wie ein Ballsaal für uns aussieht.
Vielen Dank für diesen Beitrag über Lichtplanung im Altbau. Wir haben uns lange nach mehr natürlichem Licht gesehnt. Jetzt werden wir dafür Dachflächenfenster einbauen, wie es hier auch vorgeschlagen wird.
Gut zu wissen, dass bei Wohnhäusern später die Beleuchtung bis zu 10 Prozent des Gesamtenergiebedarfs ausmacht. Für mein noch unfertiges Haus benötige ich eine professionelle Elektroinstallation. Ich hoffe, dass ich die geeigneten Fachleute finde, in meinem Haus ideale Stromkreise zu legen.
Wir suchen derzeit einen Elektrotechniker für unseren Hausbau, da wir einige Ideen haben bezüglich der Lichtplanung. Auf der Suche nach Inspiration stoß ich also auf diesen Beitrag. Ich hatte mich vorher noch nie mit Leuchtenklassiker beschäftigt und möchte mich daher mehr mit den Designern befassen!
Wir haben ein Büro im Altbau und möchten uns um die Beleuchtung kümmern. Gut zu wissen, dass man günstige und teure Beleuchtungssysteme kombinieren kann. Ich werde nach passenden Optionen gucken.
Gerne würde ich neue Lichter in meiner Wohnung einbauen lassen. Mir war bislang nicht bewusst, dass man vor allem beim Altbau Leuchtenklassiker verbauen lassen kann. Am besten bespreche ich weiteres mit einem Elektriker.