Wohnungen und Häuser bieten meist viel Wohnfläche. Oft sind Altbauten im Bestand so groß, dass sie bei einigen oder fast allen Eventualitäten des Lebens eine Lösung bereithalten. Kurz gesagt: Unsere Häuser sind uns meistens zu groß. Die wertvolle Wohnfläche wird nicht immer effizient genutzt.
Der klassische Deutsche kennt dafür Lösungen. Im schlimmsten Fall entwickelt er Nutzungen für Räume, die er nicht braucht. Ich persönlich war nur in meiner Kindheit mal in einem Partykeller. Den Raumtyp habe ich seitdem und bis heute nicht vermisst. Der Deutsche sammelt, zum Beispiel Puppen, Fußballtrikots oder Glaskunst. Oder er entwickelt Strategien, wie man von Ausstattungen mehrere braucht – gelobt seien z.B. das Sonntagsporzellan oder die „guten Gläser“.
Auf jeden Fall kann man hier zwei Dinge festhalten. Erstens dass wir das, was wir horten meist nicht brauchen. Und zweitens, dass wir wenn noch Platz da ist, gerne mehr horten. Und kurz vor dieser Erkenntnis schlägt im Notfall noch Murphys Gesetz geistreich zu, wenn man mal wieder Dinge braucht, die man gerade weggeschmissen hat. Das alles lässt sich fast nur über eine Lösung angehen: den Platz verknappen.
Unglücklicherweise ist gerade bei Sanierungen eine Finanzierung für eine parallele Erweiterung gerade in guten Lagen eher leicht zu haben. Man kann oft also sogar oft noch mehr Fläche generieren. Und noch schwieriger ist, dass dies in dem aktuell stark umkämpften Wohnungsmarkt in vielen Bereichen in Deutschland für die Allgemeinheit sehr förderlich ist. Nur sollte man die Fläche nicht nur für sich nutzen.
Sinnvolle temporäre Nutzungen finden
Platz verknappen heißt in diesem Fall, einer sinnvollen anderen Nutzung zuzuführen. Und diese ist optimaler Weise so gestaltet, dass man sich damit noch ein wenig Extra leisten kann. Geht es nur um einen Raum, so sollte man ein klares Bild vom Teilen des Wohnraums entwickeln. Dazu bieten sich viele Möglichkeiten an:
- Couchsurfing / Mitwohnen
Für Kreative, Lebenslustige und Interessierte eignet sich couchsurfing oder ein Zimmer bei airbnb. Wir selbst sind gerne über airbnb unterwegs und könnten uns eine entsprechende Vermietung durchaus vorstellen. Sie eignet sich auch bei kleinen Flächen und kann durchaus ertragreich sein. Der kurzfristige Wechsel ist eine Anstrengung – denn es müssen Raum, Bett und Handtücher nach jedem Gast frisch gemacht werden. Nicht unaufwendig ist darüber hinaus auch, dass die Vermietung steuerlich erfasst wird. Dafür wird man jedes Mal mit einer entsprechenden Geschichte belohnt, soweit man sich mit den Gästen auseinandersetzt. Bei airBNB hat mich auf unserer Amerikareise ein Vermieter beeindruckt. Von einer schlimmen Krankheitsgeschichte gezeichnet waren es die Gäste, die ihn durch Erzählen an andere Orte brachten. Er nannte es virtuellen Urlaub. Einflüsse der Welt, die es aufzusaugen galt. Wer aber kein Vertrauen zu seinen Gästen aufbauen kann, oder wer kein Gastgeber sein will, der sollte nach anderen Lösungen suchen. - Apartment / Monteurzimmer und Ferienwohnung
Mehr Putzen und weniger Gastgeber sein kann man mit einem eigenständigen Apartment. Trotzdem braucht es auch hier Gastgeberqualitäten: Wie kommt man an den Schlüssel? Was machen bei Rückfragen? Wo kann man gut Essen gehen? Es lohnt sich, eine gute Kenntnis der lokalen Begebenheiten zu haben. Und das nicht nur, um diese an Gäste weiterzugeben, sondern auch um die passenden Gäste überhaupt zu finden. Denn ein Apartment sollte sich auf die Bedürfnisse der Gäste ausrichten. Entscheidend ist hier der Grund der Reise. Beispielsweise eignet sich der Standort Darmstadt einerseits als günstige Übernachtungsmöglichkeit bei Messe- oder Konzertbesuchen im Rhein-Main Gebiet. Er kann aber auch Ausgangspunkt für einen erholsames Wochenende in der Stadt des Jugendstils oder einen Urlaub im Odenwald und an der Bergstraße sein. - Gästezimmer für die Nachbarschaft
Und auch ganz kurzfristig lässt sich aus einem solchen Zimmer etwas machen. Etwa als Gästezimmer für Nachbarn, die selbst kein Gästezimmer haben. Und gleichzeitig kommt man als gelebte Nachbarschaftshilfe damit auch besser lokal in Kontakt.
Vermietung von Wohnfläche
Um nicht die eigene Wohnfläche teilen zu müssen, bedarf es baulich einer getrennten Wohneinheit. Wichtig ist – Mieter haben nicht nur Pflichten – sie haben auch Rechte. Die Auswirkungen des Mietrechts sind dazu seitens des neuen Vermieters unbedingt zu prüfen. Nur so lassen sich angemessene Mietverträge ausarbeiten, die die Nutzung des eigenen Hauses nicht langfristig einschränken. Falls es für das Gebäude zu einer Nutzungsänderung kommt, muss dies an das örtliche Bauamt weitergegeben werden.
- WG eröffnen
Auch ein Mitbewohner kann eine effizientere Raumnutzung ermöglichen. Im Gegensatz zu der kurzfristigen Vermietung hat die WG dabei den Vorteil, dass man sich die zukünftigen Mitbewohner genauer ansehen kann. Vorabgespräche zu kennenlernen sind bei WGs üblich. So kann insgesamt mehr Vertrauen zwischen den beiden Parteien entstehen. Kritisch ist dabei für den künftigen Mitbewohner, dass er mit dem Vermieter zusammenwohnt. Das kann mitunter zu Zwängen führen. Kritische Nachfragen seitens Interessierter an dieser Stelle ist daher nicht als Argwohn gegen die eigene Person sondern als wichtige Klärung der gemeinsamen Rahmenbedingungen zu verstehen. - Vermieten an Private
Das Vermieten von Wohnfläche ist hier die einfachste Lösung. Hier sollte einerseits das Mietrecht berücksichtigt werden. Ebenso wie bei einer WG muss man mit den entsprechenden Personen lokal eng zusammenwohnen. Entsprechend wertvoll ist es als Vermieter, den Auswahlprozess nicht als notwendiges Übel sondern als eine besondere Kennenlernphase zu verstehen. Gerade bei kleinen Wohneinheiten in einer Stadt mit Universitäten wie Darmstadt sollte die Vermietung möglichst zu Semesterbeginn stattfinden.
Vermieten an Unternehmen
Viele Objekte lassen sich aber nicht nur für Wohnzwecke, sondern auch für andere Nutzungen als Wohnen aktivieren. Entscheidend ist dabei die nutzungstechnische Einordnung des eigenen Grundstücks im Bebauungsplan.
- Vermieten an Unternehmen
Selbst in „reinen Wohngebieten“ können immer Anlagen zur Kinderbetreuung oder Pflegeeinrichtungen betrieben werden. Darüber hinaus kann das Bauamt einige Ausnahmen zulassen. In „allgemeinen Wohngebieten“ sind z.B. auch Läden, Büros, Praxen und Handwerksbetriebe zulässig. Gerade kleinere Flächen eigen sich dabei für Start-Up – also junge Unternehmen. Sie tragen dabei jedoch das Risiko der Gründung und benötigen dabei eine hohe Flexibilität durch den Vermieter. Darüber hinaus hilft für Unternehmen alles, was zu einer höheren Planungssicherheit durch das Unternehmen beiträgt. Hier sollte z.B. der Zeithorizont der Nutzbarkeit und potenzielle Entscheidungsgrundlagen (z.B. Kinder) klar dargestellt werden. - Selbst einen „Hobbyladen“ aufmachen
Auch mit einem kleinen privaten Business kann man Raum effizient nutzen. Der aktuelle Trend hin zu lokalen und selbst gemachten Produkten bietet hier gute Grundlagen für eine Unternehmensidee. Natürlich sollten auch wirtschaftlich Erfolge entstehen. Vor allem aber sind mit dem eigenen Unternehmen die rechtlichen Abhängigkeiten gering. Selbst bei einer zunächst nur kostenneutralen Flächennutzung entsteht eine höhere Flexibilität in der Raumnutzung des Hauses.
Chancen der Vermietung von Wohnfläche
Die meisten machen solche Dinge nicht. Nicht weil sie nicht spannend oder sinnvoll wären, sondern weil man in seinem eigenen Objekt Angst vor dem Verlust der eigenen Selbstverständlichkeit hat. Dass man nicht mehr tun und lassen kann, was man will. Der Gedanke fußt dabei einerseits auf persönlichem Stolz. Was sollen denn die Nachbarn denken, wenn sie sehen, dass wir uns das Haus nicht anders leisten können? Und er baut auf Prestige, denn im eigenen Objekt ist bis heute natürlich Raum der wahre Luxus.
Diese kritischen Situationen sind aber nur Beiwerk bei den vielen Vorteilen, die sich dadurch ergeben. Es ist jemand da, der im Notfall mal einzelne Dinge für das Haus übernimmt. Man kann sich zusätzliche Dinge leisten. Vor allem, kann man so sinnhaft auch Kapital für die Instandhaltung des Objektes zurücklegen. Und man kann die Wohnungsnot in den Städten bekämpfen. Denn gerade hier sind kleine Wohneinheiten zu bezahlbaren Konditionen eher Mangelware. Oder die lokale Vielfalt der Angebote durch einen eigenen Beitrag stärken, was wiederum zu einer besseren Quartiersentwicklung beitragen kann. Man hat hiermit also auch einen – zugegebenermaßen kleinen – Einfluss auf die Wertentwicklung des eigenen Grundstücks.