Im Rahmen der Besichtigung haben wir unseren Altbau sehr genau unter die Lupe genommen. Alles ist aber auch nicht durch eine visuelle Inaugenscheinnahme zu lösen. Insofern haben wir schon einige Suchbohrungen hinter uns, haben zur Bestimmung der Mauerdruckfestigkeiten Putz entfernt und auch ein effektives Suchgerät für Strom, Metall und Holz liegt schon auf der Baustelle bereit. Trotzdem ist man natürlich vor Überraschungen bei einem Altbau nicht gefeit.
Unsere Überraschung
Bei uns betrifft dies vor allem die Wand am Eingang. Natürlich ist uns der ausgebesserte Setzungsriss an der Fassade aufgefallen. Und natürlich haben wir auch Innen die Spuren dieses Risses in der Tapete sehen können.
Es war aber spannend, hier schrittweise mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Heute haben wir nun den Putz von Innen entfernt, um den Ausmaß des Schadens und eine sinnvolle Lösung für das Problem ermitteln zu können.
Unser Haus besteht dabei aus allem, was zum Bauzeitpunkt gerade verfügbar war. Dabei wurden in Wänden auch unterschiedliche Steine verwendet. Darüber hinaus traten von Innen großflächige, teilweise schon einmal überputzte Rissstrukturen bis unter den oberen Horizontalbalken zu Tage. Da alles Informationen für die Sanierung enthält, heißt dies:
- Der Schaden ist schon alt.
- Die vorherigen Besitzer haben sich um den Sachverhalt gekümmert.
- Ihre Maßnahmen waren nicht ausreichend, um den Schaden zu beheben.
- Das Haus hat mit diesem Schaden trotzdem lange seine Standfestigkeit erhalten.
Schadensausmaß
Soweit – so erwartet. Zu unserer Überraschung liegt dabei aber über dem Fenster kein Sturz aus Holz oder Stahl, sondern ein horizontaler, gemauerter Sturz aus Backsteinen. Und der Riss geht mitten durch diesen Sturz hindurch. Die Steine haben sich auch schon leicht untereinander verschoben. Eine Sanierung stabiliesert mindestens die Fuge zwischen den beiden Steinen. Um dies über die gesamte Fläche zu machen, muss die Fugenmasse möglichst großflächig ausgekratzt werden. Und wenn sie mit heutigem hochfestem Saniermörtel gefüllt wird, steigt nur die Chance dass der Schaden wieder an anderer Stelle in dem meist wenig festen Mörtel erneut auftritt. Der ganze Sturz sollte daher erneuert werden. Entsprechend großflächig haben wir daher vorsorglich den Putz entfernt.
Ein horizontaler, gemauerter Sturz wird dabei heute für Fenster dieser Art nicht mehr eingesetzt. Erst recht nicht bei Öffnungsbreiten über einem Meter. Insofern haben wir uns für einen neuen Sturz entschieden. Da wir eine äußere Dämmung ergänzen werden, können wir im Inneren auch mit Baustoffen hoher Wärmeleitung gut arbeiten. Insofern haben wir uns für die günstigste Lösung – einen einfachen Stahlsturz entscheiden.
Das „Abenteuer Altbau“ hat also auch uns erwischt. Ob man dies aber als besonders belastend empfindet oder nicht, liegt eher an der eigenen Einstellung als am Haus selbst. Unsere Reaktion war auf jeden Fall sehr entspannt. Denn wir hatten das Fenster bisher aus Kostengründen nicht überplant – und können nun auch hier – z.B. durch eine Erhöhung des Sturzes – gestalterisch einwirken.
Andere Überraschungen
Der Sturz war natürlich nicht unsere einzige Überraschung – bisher aber sicher die Größte. Eine andere war übrigens, dass unter dem schwimmenden Estrich im Erdgeschoss durch die Vorbesitzer sehr sauber 2 cm starke Platten aus XPS eingebaut wurden. Wir konnten dies eher zufällig erkennen, als wir für die Leistungen von Zuwasser und Abwasser für die Verlegung der Küche geschlitzt haben. In der Konsequenz haben wir in unserer energetischen Berechnung die Dämmung gegen unbeheizten Keller im bisherigen Zustand als zu schlecht bewertet. Ein echter Gewinn an Kopffreiheit im Kellerbereich.
Überraschungen bei der Altbausanierung müssen also nicht schlecht sein. Sie sind einfach nur überraschend.
Dicke XPS Platten im Erdgeschoss, da wäre ich auch überrascht gewesen. Ich glaube die Altbausanierung verzeichnet gerade in Ballungszentren wie im Stadtzentrum Berlins hinsichtlich des immer steigenden Wohnbedarfs einen zunehmenden Trend. Schlussendlich steigt nicht nur der Wohnbedarf, sondern ebenfalls der Anspruch an die Wohnung.
Auch wir haben damals vor Kauf und Einzug unseren Altbau sehr genau unter die Lupe genommen. Dass wir in den nächsten 1-2 Jahren eine Sanierung durchführen müssen, war uns allerdings auch bewusst. Interessant, dass über eurem Fenster kein Sturz aus Holz oder Stahl liegt, sondern ein horizontaler, gemauerter Sturz aus Backsteinen.