Der spannendste Prozess bei einer Sanierung ist die Änderung des Raumgefüges. Die klassischen Siedlerhäuser der 20er und 30er Jahre haben dabei viele kleine Räume. Eine wichtige Maßnahme, um solche Häuser auf einen modernen Wohnstandard zu bringen, ist daher, Wände zu entfernen, Durchbrüche zu schaffen und so größere, zusammenhängende Raumgefüge zu erzielen.
Wir werden dazu im Erdgeschoss den Koch-, Ess- und Wohnbereich zu einer Raumfolge zusammenschalten und im Oberschoss aus Treppenhaus und Verteilerraum eine weiteren zentralen Raum schaffen. Fällt im Bestand eine Wand, entsteht ein neuer Durchgang, bieten sich neue Blicke im Haus. Die Änderungen sind dabei immer auch ein wichtiger Teil der Personalisierung des neuen, alten Hauses. Wir erleben gerade die Situation, dass der Innenraum unseres Hauses schnell sich unseren Vorstellungen annähert – die Außenwirkung des Hauses aber gleichbleibend ist. Unser Haus „pellt“ sich von innen heraus zu dem Objekt, in dem wir in Zukunft gerne Leben wollen.
Der neue Koch-, Ess- und Wohnbereich
Aus bisher 2 Räumen (bisher Küche und Wohnzimmer sowie Schlafzimmer) werden wir in Zukunft zu einem großen Raum zusammenschalten. Aus der Küche schweift der Blick über den Essplatz und den Wohnraum in den Garten. Und es ist das Ziel, diesen Raum auch zum Treppenhaus hin zu öffnen. Einerseits nimmt man wahr, was im Haus geschieht, andererseits wollen wir nicht mehr das bisher weitgehend abgetrennte Zweiparteienwohnhaus haben, sondern zentrale Lebens- und Wohnbereiche.
Dazu haben wir im Erdgeschoss in drei Wänden Durchbrüche schlagen oder bestehende vergrößern. Die Wand zum Treppenhaus, den ehemaligen Übergang zwischen Küche und Wohnzimmer und die Wand zum alten Schlafzimmer.
Bemerkenswert war dabei, dass wir bei den Maßnahmen quasi in Zwiesprache mit dem Haus waren. Denn ebenso wie man selbst funktionale und gestalterische Vorstellungen hat, so liefert das Haus durch seine Konstruktion Voraussetzungen, die es für die Durchbrüche zu berücksichtigen und möglicherweise auch zu respektieren gilt.
Flurfenster
Bei uns war dies beim Durchblick zum Treppenhaus der Fall. Denn eigentlich sollte gemäß unserer Planung die gesamte Wand zum Treppenhaus offen gestaltet werden. Ein Unterzug hätte dann die Lasten abgefangen. Bei der Öffnung haben wir aber den Holzrahmen des alten Zugangs gefunden. Den statisch nicht belasteten Bereich öffneten wir langsam nach unten. Nachdem nach einer Pause in diesen Fenster plötzlich Werkzeug und Wasserflaschen standen, war klar, dass hier eine besondere Qualität liegt. Und wenn es nur ein Fenster ist, dann können wir sogar sparen – denn einerseits braucht es keine statischen Maßnahmen und andererseits muss er eigentlich an dieser Wand montierte Heizkörper im Treppenhaus nicht versetzt werden. Als Gesamtpaket sparen wir damit sicher im Vergleich zur bisherigen Planung mehrere tausend Euro.
Uns persönlich hat dabei am letzten Wochenende vor allem die Lichtsituation begeistert. Unser Haus bekommt durch die Durchbrüche neue Durchblicke. Man erlebt endlich die Raumtiefe und die unterschiedlichen Zonen im Haus. Somit bekommt man mehr Überblick über das, was im Haus passiert. Und durch die neu zugeordneten Fenster wird es auch das Raumgefüge deutlich heller. Denn der Raum wird in Zukunft allseitig belichtet. Er wird sich mit der Tageszeit schrittweise wandeln. Das Fenster im Treppenhaus mit dem nicht mehr intakten Sturz bietet die Chance, das Licht ins Treppenhaus nun gestalterisch zu steuern.
Durchbrüche erstellen
Unsere Maßnahmen beinhalten dabei die Entfernung mehrerer statisch relevanter Wände. Keine leichte Aufgabe. Und sicher keine, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Im Ablauf ist das erste und wichtigste, die Statik zu klären. Wichtig ist aber nicht nur die Statik in der späteren Nutzung, sondern vor allem die, während der Umbaumaßnahmen. Sie sollte im Detail mit dem Statiker abgesprochen werden. Bei uns lagert die Auf dem Durchgang stehende Wand aktuell auf drei Holzbalken, die im Obergeschoss durch die Wand stecken. Sie tragen auf die bestehenden Decken ab und werden unterseitig durch Bausprieße abgetragen. Die jeweils unter den Sprießen stehenden Balken dienen zur Lastverteilung auf den bestehenden Decken.
Nur so ist es möglich, zunächst die Öffnung so weit zu vergrößern, dass später ein Stahlbauer vor Ort maß nehmen kann und uns einen passenden Unterzug fertigt. Da unser Haus in Eberstadt in einem Erdbebengebiet steht, und wir den Haus in Nord-Süd-Richtung eine wichtige Aussteifung nehmen, werden wir schlussendlich nicht nur ein Unterzug, sondern ein Rahmen einbauen und die aktuell bestehende Steifigkeit des Hauses umfassend wieder herzustellen. Dann ist eines sicher: bisher hätte ich mich in einem Erdbebenfall eher nicht unter einen Türrahmen in unserem Haus gestellt. In Zukunft ist hier aber wirklich der sicherste Ort.
Wir möchten auch unseren Wohnraum sanieren lassen und überlegen uns ebenfalls wie Sie das Wohnzimmer mit der Küche zu verbinden. Dazu müssten wir ebenfalls eine Wand einreißen. Dank Ihrer Bilder kriege ich einen guten Eindruck von den zu erwartenden Arbeiten. Vielen Dank auf den Hinweis zur Statik, ich denke ich werde hierfür einen Statiker kurz befragen.
Wir haben einen Altbau ersteigert und wollen diesen Sanieren und Umbauen. Wir wollen die Räume vergrößern und das wollen wir mit Durchbrüchen schaffen. Ich habe häufiger gelesen, dass es sehr wichtig ist die tragenden Wände ausfindig zu machen.
Danke für den Ihren Artikel! Toller Blog.