Häuser und Gärten sind ökologisch wertvoll. Wenn man sie lässt oder sie durch die Gestaltung selbst dazu macht. Gerade alte Dorfkerne enthalten dabei vor allem für die Fauna besondere Orte. Hier findet sich noch Raum für seltene Kulturfolger. Und hier sind noch jene bäuerlich geprägten Häuser, die diese Habitate enthalten. Wie unser eigenes Haus.
Die Entwicklung unserer industriell geprägten Landwirtschaft hat viele dieser Orte in den letzten Jahren verschwinden lassen. Und auch die energetische Sanierung reduziert Nistplätze oder Rückzugsräume für Tiere an Gebäuden. Viele Arten sind dadurch bedroht. Jeder Gartenbesitzer kann aber zum Erhalt dieser Arten beitragen.
Welche Fauna ist üblich?
Frühere Kulturfolger wie Feldhamster, Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche und Kiebitz sind heute nur noch selten zu sehen. Und auch von den typischen Arten der Bauernhöfe, wie Hausmaus, Fledermäuse, Rauch- und Mehlschwalbe, Schleiereule, Gartenrotschwanz und Stubenfliege, gehen heute einige in ihrem Bestand zurück.
Städtische Kulturfolgern sind dabei üblicherweise fels- und höhlenbewohnende Arten, für die die Gebäude der Menschen „Kunstfelsen“ darstellen. Stadttaube, Mauersegler, Dohle, Turmfalke, Hausrotschwanz sowie Winkelspinnen und Große Zitterspinne sind hier typische Vertreter dieser Fauna. Und auch Arten wie der Haussperling, die im kühlgemäßigten Klima Gebäude als Witterungsschutz benötigen, lassen sich an Altbauten finden.
Was kann man machen?
Insofern sollte man seinen Garten Fauna-freundlich gestalten. Alle seltenen Tiere können durch verschiedene Maßnahmen am Haus und Garten gefördert werden. Und es ist toll, wenn z.B. erstmalig Vögel den selbst gebauten Nistkasten bebrüten. Dazu sind einerseits die Bedingungen vor Ort zu schaffen und andererseits unnötige Gefahren zu vermeiden.
Vogelschutz
Für den Vogelschutz ist zunächst darauf zu achten, dass große Gestaltungsmaßnahmen im Garten zum richtigen Zeitpunkt stattfinden. Hecken sollten z.B. nur im Winter geschnitten werden, um brütende Vögel nicht zu beeinträchtigen. Vom 1. März bis zum 30. September sollten keine größeren Maßnahmen umgesetzt werden.
Darüber hinaus sind die typischen Maßnahmen die Zufütterung im Winter und die Aufhängung von Nistkästen. Um die Brut zu schützen sollte die Zufütterung aber im Frühjahr beendet werden. Pflanzt man z.B. eine Eberesche mit ihren leuchtenden winterlichen Früchten, so kann man Blickfang und Fütterung mit einer Maßnahme abdecken. Nistkästen lassen sich für viele Vogelarten finden. Hier hilft ein Schwerpunkt auf weniger übliche Kästen. Sie können dabei auch an und in die Fassade eingebaut montiert werden – z.B. als Hilfen für Schwalben und Mauersegler.
Statt dem klassischen englischen Rasen eine blumenreiche Wiese im Garten vorhanden sein. Und bei der Bepflanzung sollte auf heimische Arten geachtet werden. Und auch Wasser im Garten hilft den Vögeln, zu trinken und ein Bad zu nehmen. Kleinteilige Biotopstrukturen wie Totholz, ein Steinhaufen, Pfützen oder auch vegetationslose Bereiche im Garten bieten ebenso vielfältige Möglichkeiten für die Vögel.
Igelschutz
Igel verstecken sich über den Tag in Kompost- oder Reisighaufen, einer Böschung oder einer Hecke. Daher sollte man Gartenabfälle einfach anhäufen und hier entsprechend verrotten lassen. Sie sind dabei auch für Insekten, Würmer und Weichtiere interessant, die den Naturhaushalt des Gartens beeinflussen und dem Igel als Nahrung dienen.
Fledermausschutz
Fledermäuse sind durchaus häufige Gäste alter Gebäude. Dachstühle und Dächer dienen Ihnen als Sommerschlafplatz. Bei Bau- und Umbaumaßnahmen sollten dazu bestehende Einflugöffnungen bzw. ggf. neue geschaffen werden. Es gibt hier z.B. spezielle Lüfterpfannen. Möglich ist auch das Anbieten von Ersatzschlafplätzen durch Fledermausbretter oder Flachkästen an Giebelwänden. Sind bereits Tiere da, sollten Dacharbeiten im Herbst oder Frühjahr ausgeführt werden.
Schafft man im Garten einen Platz mit nachtblühenden Stauden und Sträuchern, die Nachtfalter anziehen, ist dies auch Fledermäuse attraktiv.
Alte Tonnengewölbe, Keller oder Stallungen sind potenzielle Winterquartiere. Sie müssen als Winterquartier für Fledermäuse frostfrei, kühl und feucht sein. Falls ein geeignetes Quartier vorliegt, sollte ein schmaler Einschlupf offen gelassen werden, der Zugang aber vor Katzen und Mardern geschützt werden.
Wildbienen
Wildbienenarten können gezielt gefördert werden, indem ihre Nistmöglichkeiten verbessert werden. Damit sind zwar auch die bekannten Insektenhotels gemeint. Wirksamer sind jedoch offene Bodenstellen, kleine Sandhaufen, Hohlräume z.B. in Trockenmauern mit kleinen Spalten, hohle Pflanzenstängel, Bohrlöcher, leere Schneckenhäuschen und verholzte Markstängel an trockener, gut besonnter Lage.
Und noch wichtiger und für die Förderung hochspezialisierter Arten wirksamer ist es, das Nahrungsangebot durch floristische Vielfalt zu bereichern und auf Gifte im Garten zu verzichten.
Gefahren
Die größte Gefahr für den natürlichen Haushalt in Garten ist der Mensch mit seinen Eingriffen. Dünger, Schneckenkorn, Schädlingsbekämpfung und Unkrautvernichtung setzen der Natur zu. Bemerkenswert ist hier z.B. das viele sich intensiv gegen Glyphosat in der Landwirtschaft einsetzen – dabei gibt es dieses auch für den eigenen Garten ohne weiteres zu kaufen. Und auch gegen Schnecken gibt es viele Möglichkeiten der Abwehr. Möglich ist z.B. die Stärkung von Fressfeinden wie Igel, die Nutzung von Schneckenzäunen für den Nutzgarten oder die Nutzung von Pflanzen, die Schnecken meiden.
Auch große Gartengeräte sollten vorsichtig eingesetzt werden. Laubsauger und -bläser sind z.B. eine Gefahr für die Fauna – Kleintiere und sogar Igel. Klassische Werkzeuge wie Rechen oder Harke sind hier deutlich schonender.
Lokaltypische Pflanzen
Das Beste für die Fauna ist dabei auch gut für die Flora. Wir sehen hier vor allem nerviges Unkraut. Und eine gewisse Unaufgeräumtheit. In der Realität der Natur ist aber auch das Umsetzen der Biomasse ein wichtiger Prozess. Blätter und Laub schützen den Boden.
Eine Wiese mit Dünger und Grassaat in einen Rasen zu verwandeln geht schnell. Aus einem Rasen wieder eine Magerwiese zu machen, kann jedoch sehr lange dauern. Das alles führt zu einem klaren Statement: weg von der deutschlandweit gartencharakterisierenden, monotonen Thuja und hin zu einer vielfältigen, hecken- und blumenreichen Gartenkultur. Ideal passend z.B. zu unserem zukünftigen Cottagegarten.
Ich interessiere mich derzeit für Thema Garten, Flora und Fauna und habe aus diesem Grund bei dir reingelesen.
Danke fürs Schreiben über dieses immer aktuelle Thema. Der Artikel ist sehr spannend.