Bei der Sanierung denkt man als Eigenheimbesitzer zunächst an die entstehende Raumqualität. Ist der Altbau saniert & wieder bewohnbar, ist das Ziel erreicht. Liegt aber beispielsweise ein Förderantrag durch die KfW vor, so beinhaltet dieser in der Regel auch spezifische Anforderungen an die Dokumentation der Qualität der Gebäudehülle. Erst nach diesem Nachweis wird tatsächlich auch die Förderung wirksam. Einer dieser Nachweise ist der sogenannte Blower-Door-Test. Er testet, wie dicht die Gebäudehülle ist.
Funktionsweise des Blower-Door-Test
Im Rahmen des Tests wird an einer Öffnung des Hauses eine sogenannte Blower-Door eingebaut. Weitere Undichtigkeiten der Hülle wie etwa eine Küchenabluft werden abgeklebt. Die dichte Membran der Tür hat in der Mitte einen Ventilator, mit dem man in Folge Luft aus dem Haus gesaugt und Luft mit hohem Druck in das Haus gedrückt wird. Dies erfolgt solange, bis eine Druckdifferenz von 50 Pascal zwischen Innen und Außen besteht. Da keine Gebäudehülle tatsächlich 100%ig dicht ist, fällt in der Folge der Druckunterschied zwischen Innen- und Außenraum langsam ab. Über den Vergleich beider Kennzahlen wird in der Folge ein stündlicher Luftwechsel im Gebäude ermittelt, der sich natürlich einstellt, ohne dass man ein Fenster öffnet.
In seinem Lebenszyklus ist ein Haus solchen Druckdifferenzen z.B. in einem Sturm in Deutschland ausgesetzt. Auf der windzugewandten Seite entsteht ein Überdruck – auf der windabgewandten Seite ein Unterdruck. Zwischen beiden Drücken erfolgt auch durch das Haus selbst dann ein Druckausgleich, den wir am Ende als Zugerscheinung wahrnehmen. Und natürlich bedingt dies durch den hohen Luftwechsel auch einen erhöhten Lüftungswärmeverlust – wir alle kennen den Fall, dass bei starkem Wind mehr geheizt werden muss. Innerhalb der normalen Nutzung ergeben sich zwar zumeist geringere Differenzen – der Wert des Luftaustausches ist aber einfach nur weniger spürbar.
Ziele des Blower-Door-Tests
Der Blower-Door-Test dient dazu, die tatsächliche Luftwechselrate zu bestimmen. Eine hohe Dichtheit deutet dabei auf eine hohe Wohnbehaglichkeit, da damit Temperaturverluste udn Zugerscheinungen vermindert werden. Die Luftwechselrate ist aber auch wichtig um zu ermitteln, wie ein zum Haus passendes Lüftungsverhalten aussehen sollte. Die DIN 4108 – Wärmeschutz im Hochbau, Teil 7 fordert z.B. für den normkonformen Neubau der „Einbau einer luftundurchlässigen Schicht über die gesamte Fläche“.
Altbauten haben selten eine wie in der DIN vorgesehene lückenlose, dichtende Ebene zwischen Innen- und Außenbereich. Man trifft auf ein Sammelsurium unterschiedlicher Bauteile und Maßnahmen. Und je nachdem wie viele Bauteile man öffnet, erkennt man teilweise Maßnahmen die zu Undichtigkeiten geführt haben, gar nicht. Hätten wir z.B. nicht die Unterdecke im Obergeschoss abgenommen, wäre uns die Undichtigkeit aufgrund des eingebauten Stromverteilers nicht aufgefallen.
Undichtigkeiten aufspüren
Eine große Chance des Blower-Door-Tests gerade für Altbauten besteht daher auch darin, bestehende Undichtigkeiten und Lecks in der Gebäudehülle im Detail aufzuspüren. Dies ist besonders bei größeren Dämmstoffstärken sinnvoll, da der Wärmedurchgang über Transmission durch gut gedämmte Bauteile zwar sehr gering ist, die Bauteile meist aber bei einer Durchströmung infolge eines Lecks ihre Wirksamkeit weitgehend einbüßen.
Die Leckageortung im noch offenen Zustand einer Generalsanierung mittels einer Thermographiekamera lässt solche Leckagen leicht erkennen. Dabei können auch kritische Wärmebrücken untersucht werden. Und in diesem Zustand lassen sich meist auch noch ohne großen Aufwand Undichtigkeiten beheben. Dass man damit Energie einsparen kann, ist dabei natürlich gut. Wichtiger ist aber, dass die warme Innenraumluft auch einen erhöhten Feuchtetransport ermöglicht. An Leckagen schlägt sich dieses Wasser dann mitunter nieder – mit der Folge der Durchfeuchtung der Bauteile und der Gefahr von Bauschäden.
Bauteile mit erhöhtem Schadenspotenzial
Besonders achten sollte man beim Blower-Door-Test auf die Anschlüsse im Dachbereich. Denn hier sind die Bauteile, um die es geht, zumeist aus Holz. Schäden wie Schimmel- und Pilzbefall können langfristig das gesamte Bauwerk gefährden.
- Ein erster Blick sollte Dachflächenfenstern gelten. Diese sind im Bestand oft nur unzureichend in die Luftdichte Hülle integriert.
- Ein zweiter Blick sollte auf die Bauteile am Fußpunkt des Daches mit dem Übergang in die Außenwand gehen. Wurde in diesem Bereich auch die Heizung und die Stromversorgung neu verlegt, können dabei schnell Durchstoßungen der Dampfsperre entstanden sein.
- Ein Dritter auf Holzbalken, die die dampfbremsende Schicht durchstoßen. Findet man hier z.B. gerissene Holzbalken vor, so lässt sich eine Dampfbremse nur mit viel Detailarbeit dicht an das Holz anarbeiten. Soweit möglich, hießt es diese Risse zu schließen.
- Ein vierter Blick sollte der Anarbeitung der Schicht an die Giebelwand und an Innenwände gelten. Handelt es sich bei Innenwänden um ein Holzständerwerk, an die die Dampfbremse gestoßen wird, kann Luft auch quer durch die Wand ziehen. Dies ist z.B. auch der Grund, warum ein neu entstehender Dachausbau mit Wänden nach der Montage der Dampfbremse erfolgen sollte.
Hat man die Chance bei Test genutzt, all diese Punkte zu untersuchen und ggf. nachzuarbeiten, schafft dies Sicherheit. Einerseits natürlich baukonstruktive Sicherheit, dass das Gebäude auch langfristig seinen Zweck erfüllen kann. Aber auch Sicherheit, dass keine ausführende Firma mangelhafte Leistungen erbracht hat, deren Schäden man erst Jahre später entdeckt. Unsere Erfahrungen aus der eigenen Messung haben wir dabei in einem weiteren Blog-Beitrag „Blower-Door-Messung: Bestanden!“ zusammengetragen.
Der Blower-Door-Test ist somit ein Mittel zum Gebäude- und Bauherrenschutz und zum Nachweis einer integralen Sanierung. Und dazu ein wirklich Gutes.
Danke für den Beitrag zu Luftdichtheitsmessung. Ich habe lange gesucht, um hilfreiche Informationen dazu zu finden, weil sich meine Schwester dafür sehr interessiert. Die Infos hier werde ich ihr mal weitergeben.
Vielen Dank für diesen Beitrag über Blower-Door-Test im Altbau. Wir sanieren das Haus meiner Oma und wollen überprüfen, ob wir alles richtig repariert haben. Gut zu wissen, dass wir mit diesem Test die potenzielle Leckortung feststellen können.
Wir werden unser Haus bald sanieren müssen. Da ist es gut zu wissen, dass es einen Test gibt, der die Dichte der Gebäudehülle misst. Ich hoffe, dass wir einen passenden Ansprechpartner für unsere Althaussanierung finden werden.