Mit der Übernahme unseres Altbaus haben wir einige „alte Schätzchen“ der Vorbesitzer übernommen. Eines der Highlights war ein Weinregal im Keller. Voll bestückt mit Weiß- und Rotwein aus der Region. Mit liebevoll auf der Schreibmaschine erstellten Etiketten für die Regale. Dabei sind wir gar keine großen Weintrinker und machen uns generell wenig aus Alkohol. Wir haben es daher zunächst als einen guten Vorrat für das Kochen verstanden. Denn, so sind wir zumindest überzeugt, eine gute Pilzsoße als auch eine herzhafte Bolognese brauchen Wein um rund zu schmecken. Mehr und mehr wurde uns aber klar, dass wir nicht in der Lage sein werden, den immensen Vorrat in angemessener Zeit zu verarbeiten. Wir suchten also eine Abnahmequelle wie Foodsharing, um für diese eigentlich wundervolle Ressource Menschen zu finden, die sie mehr wertschätzen als wir.
Ankommen in der Nachbarschaft
Dazu als Rückblick: Unsere erste Einladung der nahen Nachbarschaft war im Februar. Wir hatten zu einem kleinen Umtrunk als Begrüßung zum Geburtstag eingeladen. Die Einladung war sehr kurzfristig und bei vielen auch nur am Zaun ausgesprochen. Da waren alle. Und es ergaben sich viele spannende Gespräche – einige kannten sich untereinander auch noch nicht, so dass wir wirklich am lokalen Zusammenhalt gearbeitet haben. Dazu kamen viele positive Rückmeldungen zu dem, was wir auf unserem Weg der Sanierung schon erreicht haben. Anerkennung, die zum Weitermachen motiviert. Blumen und Wein waren die typischen Geschenke – und so füllte sich unser Regal schneller, als wir es leeren konnten.
Unsere Foodsharing-Gruppe
Entsprechend waren wir auf der Suche nach Möglichkeiten, unseren Wein an Dritte weiterzugeben. Unsere Aufmerksamkeit zog ein Zettel im Briefkasten auf sich, ider auf ein nahes Foodsharing hinwies. Einen Spaziergang später war klar, dass die Organisatorin nur knapp 150m entfernt genau in unserer Straße wohnt. Ein kurzer Weg zu Fuß. Einen Anruf später hatten wir uns über die Rahmenbedingungen ausgetauscht und ein erstes Kennenlernen vereinbart. Unterwegs mit einer Schubkarre und etwa 25 Flaschen Wein, Sekt und Prosecco saßen wir in der Folge lange zusammen. Und aus „Sicherheitsgründen für die Weitergabe des Weins“ wurde von uns gleich die älteste Weinflasche geöffnet und getrunken. Übrigens ein sehr genießbarer Rotwein mit einem spannenden Bouquet mit einem Geruch nach frischen Himbeeren, dass der Wein selbst aber leider nicht mehr ganz einlösen konnte.
Unabhängig davon – ein guter Ort für unseren Wein war gefunden – und so ließen wir die Flaschen alle da. Dafür sind wir jetzt Teil der Foodsharing WhatsApp-Gruppe so dass auch wir partizipieren können. Heute abend war es erstmals so weit, dass überschüssige Lebensmittel verteilt wurden und auch für uns etwas dabei war. Zwei noch wundervolle Baguettes & Butter konnten wir vor dem Müll retten.
Das Essen wurde schnell verpackt und wird bei uns nach Zwischenlagerung im Gefrierschrank als Notration sicher nicht lange halten. Dazu lieben wir Butter und krosses Brot viel zu sehr.
Foodsharing kann man daher nur empfehlen. Einerseits geht es dabei natürlich um den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Essen. Sinnvoll wie bei allen anderen Ressourcen auch. Und es geht dabei aber auch um persönliche Vorlieben, sich von nicht passenden Dingen zu trennen und den sozialen Prozess der Nachbarschaft mit Geben und Nehmen. Allein deswegen ist Foodsharing großartig.