Fast alle Menschen erkennen einen Altbau als solchen. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil der Begriff „Altbau“ überhaupt nicht trennscharf definiert ist. Dass wir sie trotzdem erkennen, liegt an besondere Qualitäten, die wir Altbauten zuschreiben. Was aber sind diese Besonderheiten, die einen Altbau zu einem Altbau machen? Was sind Stilmittel im Altbau? Worauf muss man in der Sanierung achten, damit der Charme des Alten erhalten bleibt – was ist also schützenswert? Und kann man sie nachbauen – also quasi einen Altbau neu erschaffen?
Zunächst assoziiert man mit dem Begriff Altbau mit Bauten aus der Gründerzeit, deren typischen Ausstattungsmerkmale großzügige Raumhöhen und Fenstergrößen sowie Parkett- bzw. Dielenböden sind. Auch Stuck und Ornamente sind häufig zu finden. Doch auch deutlich ältere und jüngere Gebäude werden als Altbau bezeichnet. Niemand würde z.B. unser Haus nicht als Altbau bezeichnen – es hat aber z.B. keine hohen Decken. Dafür merkt man ihm die Bautradition im Kleinen doch zu deutlich an. Ein weithin sichtbares Stilmittel im Altbau ist bei uns z.B. der Aufschiebling in der Dachkonstruktion und die Fensterläden. Im Kleinen zeugen auch der schlanke Dachrand und auch die Wand aus Sichtmauerwerk vom Alter unseres Hauses.
Im Innenraum waren zum Kaufzeitpunkt die Holztreppe, und die alten Türrahmen maßgeblich für die Raumwahrnehmung.
Stilmittel im Altbau – Detaillierung
Es geht also um zeittypische Details. Ein Beispiel hierzu sind die Verkleidungen der Eingangsbereiche mit Holz um Abrieb zu vermeiden – ein Detail, dass in Altbauten um die Jahrhundertwende häufig wiederkehrt und hoch geschätzt wird. Spannend dabei ist aber auch, dass die abgehängte, dunkle Holzdecke der 60er Jahre ein ebenso zeittypisches Detail darstellt. Und niemand würde heute den Erhalt solcher Decken fordern. Wir reißen sie heute aus unseren Gebäuden vorrangig wieder heraus. Und auch die kleinen Raumzuschnitte der 20er-Jahre-Bauten sind zwar charmant, sind aber nur schwierig mit der heutigen Wohnvorstellung kompatibel. Es scheint also weitere Faktoren zu geben.
Grundsätzlich kann man dazu sagen, dass zum Zeitpunkt der Erstellung unserer Altbauten Arbeit noch nicht so teuer war, wie heute. Es geht also in der Regel um Bauteile, die damals aufwendiger als heute an den Bedarf angepasst wurden. Und das per Hand. Dabei finden sich immer wieder konstruktive Grundregeln, die einen Wiedererkennungswert ausmachen. Altbauten sind gerade in den Details deshalb spannend, weil wir die grundlegende Gestaltung wiedererkennen, durch die Vielzahl der kleinen Abweichungen aber immer wieder eine hohe Individualität vorfinden. Leicht nachvollziehbar ist dies z.B. an historischen Kassettentüren. Wir erkennen hier sofort eine gleichartige Gruppe von Bauteilen, die Türen unterscheiden sich aber fast alle in Maßen, Größe und Anzahl der Kassetten oder auch der Profilformen an den Anschlüssen. So kann ein „Sattsehen“ nicht so schnell erfolgen.
Stilmittel im Altbau – Kleinteiligkeit & Funktionalität
Und es geht um das Filigrane. Die Kleinteiligkeit, die genutzt wurde. Was wir heute dabei häufig vergessen ist, dass die Gestaltung zum damaligen Zeitpunkt extrem funktional und sachlich war. Eine Kassettentür ist nicht so gestaltet, weil sie eine besondere Maßstäblichkeit bietet, sondern weil schlicht größeren Holzbretter teurer waren und daher eine Tür aus unterschiedlichen Brettern zusammengesetzt wurde. Die typische Verschlankung der Flächenelemente nach Außen hin zielte auf das leichte Einschieben in den äußeren Rahmen ab und wurde verziert, um der technischen Notwendigkeit eine Gestalt zu geben.
Stilmittel im Altbau – Used-Look
Darüber hinaus macht einen Altbau auch aus, dass man den Bauteilen auch die Zeichen der Zeit ansehen kann. Sind z.B. Fugen in einem Dielenboden groß, so würden viele dies im Neubau als Mangel und im Altbau als Charme bezeichnen. Will man etwas ähnliches „Nachbauen“, findet sich aber die Lösung nicht im Used-Look – also der bewussten Alterung durch handwerkliche Bearbeitung. Denn die Alterung der Bauteile entsteht aus ihrer Nutzung. Wie oft habe ich mich in alten Gebäuden schon gefragt, welche Hände anderer Menschen schon an den Geländern entlanggelaufen sind.
Als Transfer in die Sanierung heißt dies, entweder alte Baustoffe zu verwenden oder bei neu eingebrachtem Material bewusst Baustoffe zu wählen, die ein eigenständiges Alterungsverhalten haben. Dass ist für Planer meist schwierig, denn man gibt einen Teil der „Gestaltungshoheit“ ab – in diesem Fall an das Material und den Nutzer. Es lohnt sich aber, nicht mit „vorpatinierten“ Materialien zu arbeiten sondern Baustoffen ihre ganz eigene Chance auf natürliche Patina zu lassen.
Altbauten erfahren und wieder erfahrbar machen
Ganz besonders relevant für die Erfahrbarkeit des Altbaus sind dabei die Treppen, Fenster & Türen sowie die Bodenbeläge. Bei unserem Haus war im Inneren nicht immer klar, dass es sich um einen Altbau handelt. Viele der Besonderheiten der Bautradition waren bei unserem Haus verschüttet. Anteil hatte daran der Anbau aus dem Jahr 1999. Besonders viel „Verlust“ von Altem hat aber die Sanierung der Fenster aus den 80er Jahren erzeugt. Wir haben uns daher entschieden, einiges mit einfachen Mitteln wieder an das Historische anzunähern:
- weiße Holz-Fenster mit Mittelteilung, Stulp und Wetterschenkel
- Durchgängige Nutzung von Fensterläden
Darüber hinaus bilden wir in unserer Sanierung in einigen Bauteilen nur das Alte nach – mit neuen Mitteln. Das sind z.B.:
- Massiv wirkende Fenstersimse in der Fassade
- Durchgängige Nutzung von kassettierten DIN-Türen, die wir jeweils höher gemacht haben. Dazu verwenden wir einen modernen Beschlag mit einem in den 20er Jahren typischen Langschild.
- Fliesen mit historischem Muster in Küche und Eingang
- Holzdielen mit Klicksystem im Wohnraum und den Zimmern
- Profilierte Fussleisten
Und wir haben für uns neue Gestaltungsmittel entwickelt, die zu unserem Altbau passen, die aber nicht der historischen Bautradition folgen. Wichtig hier vor allen Dingen die offenen Holzbalken der historischen Konstruktion, die wir z.B. im Obergeschoss oder am „Fenster“ zum Treppenhaus freilegen und sichtbar gestalten.
Das alles ist ein brennendes Plädoyer für detailreiches, aber nicht historisierendes Arbeiten. Im Selberbauen selbst eine Gestalt prägen kann also die Idee des Altbaus weiterdenken – und so selbst zum Stilmittel im Altbau werden.
Wir haben ein Haus neben Hamburg gekauft. Er ist ziemlich alt, aber vorherige Besitzer wollten ihm Moderner machen. Wir denken anders und wollen historisches Aussehen ihm wiedergeben. Den Tipp mit weiße Holz-Fenstern und Fensterläden ist sehr einfach und wir werden damit unsere Renovierung beginnen.
Wir möchten auch einen neuen Stil für unser Haus finden. Der Altbau-„look“ sagt uns sehr zu. Bezüglich der Fenster würden wir auch gern die weißen Holz-Fenster mit Fensterläden in unsere Planung mit aufnehmen.
Wir möchten unseren Altbau sanieren lassen, den Flair aber bestehen lassen. Hilfreich war hierbei der Tipp, bei der Sanierung alte Baustoffe zu verwenden, um den Stil aufrecht zu halten. Ich werde mich nach einer Altbausanierungsfirma umschauen und hoffe, dass ich ein gutes Angebot finden werde.
Wir haben einen Altbau und wollen den im Sommer sanieren lassen. Es ist gut zu wissen, dass der Aufschiebling im Dach ein Stilmittel von Altbauten ist. Hoffentlich finden wir einen Dachdecker, der sich gut damit auskennt, damit das Haus nicht an Charakter verliert.
Wir möchten unseren Altbau neu aufbereiten. Dabei wussten wir nicht, dass es verschiedene Stilmittel gibt, um den Altbau-Stil aufrechtzuerhalten, wie beispielsweise massiv wirkende Fenstersimse in der Fassade. Am besten lassen wir uns von einem Fachunternehmen beraten, um Weiteres abzuklären.
Mein Mann und ich sind nun in einen Altbau gezogen, welchen wir jedoch gern sanieren lassen wollen. Danke für den Hinweis, dass man bei dem Sanieren eines Altbaus besonders auf die Fenster achten sollte, da dadurch öfter sehr viel Charme verloren geht. Sie haben recht, dass man sich dann an Mittel halten sollte, die an das Historische erinnern, wie beispielsweise weiße Holz-Fenster mit Mittelteilung. Am besten sprechen wir mal mit einem Bauunternehmen für Sanierung.
Gut zu wissen, dass auch Fensterläden als ein sichtbares Stilmittel im Altbau gelten. Mein Onkel möchte seinem alten Haus auf dem Lande neue Fensterläden anbringen lassen. Er möchte damit gerade den Stil seines Hauses modernisieren.
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Stilmittel im Altbau. Meine Schwester möchte ökologische Farben kaufen, da sie ihren Altbau renoviert. Gut zu wissen, dass Altbau nicht immer hohe Decken bedeutet.
Ich liebe Altbauten und deren eigenen Charme. Darum haben wir uns selbst so ein kleines Umbauprojekt angeschafft und hoffen den Stil erhalten zu können. Ich wusste gar nicht, dass beispielsweise beim Treppenbau teilweise alte Baustoffe verwendet werden, um den Used-Look zu erhalten. Ich hoffe, wir können dahingehen den passenden Partner finden, mit dem wir das Haus neu gestalten können.