Die Entscheidung zur Umsetzung in Holzrahmenbau für unsere Aufstockung war schnell getroffen. Einerseits erlebt der Holzbau in der Architektur gerade seine Renaissance. Sie beruht auf den Leistungen von Holz in der Bauphysik und auch in der hohen erzielbaren Behaglichkeit in Holzbauten. Dazu nimmt auch das Thema der CO₂-Bindung – also der Klimaschutz – eine immer wichtigere Rolle ein.
Kurz vor dem Wochenende hat unser Zimmermann uns nun Bilder des aktuellen Arbeitsstandes geschickt. Seit dem genauen Aufmaß sind dabei nur 4 Tage vergangen. Und schon in der kommenden Woche sollen unsere Elemente auf die Baustelle geliefert und gestellt werden.
Holzbautradition
Holz hat eine jahrtausendealte Bautradition. Seine Sichtbarkeit für Bauherren wurde aber lange zurückgedrängt – Massiv war ein Qualitätsmerkmal.
Der heute bekannte Holzrahmenbau ist dabei eine Weiterentwicklung des europäischen Fachwerkbaus. Er wurde in Amerika in Anlehnung an die traditionelle, europäische Fachwerkbauweise im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert weiterentwickelt. Die Bauweise ermöglichte nämlich, das Land schnell, unkompliziert und mit relativ wenig Material zu besiedeln. „Balloon Frame“, „Post & Beam“ und „Plattform Construction“ heißen diese amerikanischen Holzbauweisen. Mit der fortschreitenden Industrialisierung im Holzbau kam die Konstruktionsweise dann nach Europa zurück und wurde hier zu dem uns heute bekannten Holzrahmenbau weiterentwickelt. Seinen Ort fand die schnelle und einfache Bauweise aber lange nur im Fertighausbau und bei Dachstühlen.
Mittlerweile werden nicht mehr nur Einfamilienhäuser als Holzbau erstellt. Auch mehrgeschossige Bauten und sogar Hochhäuser werden zunehmend aus Holz gefertigt. Einzelne deutsche Bundesländer haben dazu auch schon eigene Holzbauinitiativen gegründet oder sogar ihre Bauordnungen angepasst, um Holzbau zu fördern.
Auch unser Altbau ist ein Holzbau – mit im Innenraum ausgemauerten Gefachen und einer Hülle aus Ziegelmauerwerk. Holz ist also ein Material, dass die Bautradition unseres Hauses fortschreibt. Dazu hat es viele Vorteile. Für unser Projekt ist besonders relevant, dass die Holzrahmenbauweise leicht ist. Da die Aufstockung auf bestehenden Fundamenten und Wänden erfolgt, hieße zu viel Last ggf. auch ein Problem mit erhöhter Gebäudesetzung. Mögliche Setzungsrisse wären die Folge. Und die möchten wir natürlich so gut es geht vermeiden.
Was macht den Holzrahmenbau aus?
Die Begriffe Holzrahmenbau, Holzständerbau und Holztafelbau bezeichnen umgangssprachlich ähnliche Bauweisen. die senkrechten Holzständern werden dabei durch horizontale Verbindung zu einem Holzrahmen zusammengefügt. Flächig mit Platten beplant ergibt sich eine sogenannte Holztafel. Die Beplankung ist dabei notwendig, um den Rahmen auszusteifen und lässt sich gerade bei Vorfertigung schnell aufbringen.
Der Holzrahmenbau hat dabei vielfältige Vorteile. Zunächst ist es eine leichte Bauweise. Er ermöglicht eine schnelle Bauzeit durch standardisierte Baustoffe und sich wiederholende Verbindungsdetails. Dies bietet neben einer generell hohen Wirtschaftlichkeit auch die Möglichkeit zur Vorfertigung, eine sowie ergänzend relativ große Chancen zur Kostensenkung durch Eigenleistung. Als Trockenbauweise entfallen Trocknungszeiten während der Bauphase und es ergibt sich ein schneller Baufortschritt. Zudem kann bei vorgefertigtem Holzrahmenbau die Konstruktion schnell dicht gemacht werden – was die Gefahr zukünftige Bauschäden verringert. Das macht ihn zu einer sehr wirtschaftlichen Bauweise. Attraktiv für Bauherren. Neben der schnellen Fertigstellung, macht auch die Verwendung standardisierter Baumaterialien und sich wiederholender Verbindungsdetails den Holzrahmenbau effektiv.
Die Konstruktion hat aber natürlich auch Schwächen, die nicht verschwiegen werden sollten. Durch die geringe Masse verfügen die Bauteile in der Regel auch über eine geringe thermische Speicherkapazität und keinen sonderlich guten Schallschutz. Durch den festen Anteil an Holzständern hat der Holzrahmenbau auf Basis von Konstruktionsvollholz (KVH) oft nur eine begrenzte thermische Leistungsfähigkeit bei einer einschaligen Wand. Optimierte Konstruktionen nutzen daher oft Doppel-T-Träger aus Holz. Sie werden auch TJI-Träger genannt und sind z.B. im Passivhausbau fast schon üblich.
Unser Holzrahmenbau
Der für uns wichtigste Grund ist aber: durch die Ständerbauweise entstehen konstruktiv bedingt Zwischenräume, die bedarfsgerecht gefüllt werden können. In der Regel werden die Gefache des Holzständerbaus mit Dämmstoff gefüllt. Dann entsteht eine hochwertig dämmende Wand mit geringem Querschnitt. Was wiederum relativ viel Wohnraum ermöglicht. Trotzdem ist dabei die Wandstärke oft nicht durch das konstruktiv Notwendige, sondern durch die spätere Dämmwirkung bestimmt. Würden wir den angestrebten U-Wert unserer Wand mit einer Holztafelbauweise erzielen wollen, so müsste die Wand etwa einen 20cm tiefen Konstruktionsraum haben. Konstruktiv ausreichend sind jedoch Holz-Ständer mit 12×12 cm. Also 8 cm weniger.
Aufgrund von konstruktiven Zwängen haben wir uns für unseren Altbau entschieden, den Holzrahmenbau mit einem von außen aufgebrachten Wärmedämmverbundsystem zu dämmen. Würden wir das nicht tun, wäre entweder in der Fassade ein Versprung der äußeren Ebene, oder wir wären nicht mehr in der Lage, die Wand gut am bestehenden Mauerwerk zu verankern. Die Entscheidung fiel also auf einen Holzrahmenbau mit nur konstruktiv bedingter Tiefe. Damit sind wir in der Lage, die innere Wandoberfläche so weit wie möglich nach außen zu verschieben. Würden wir statt einem Holzrahmenbau ein Mauerwerksbau umsetzen, würden wir schlussendlich fast 1,5 m² weniger Wohnfläche bekommen. Bei den aktuellen Bau- und Immobilienpreisen ein signifikanter Mehrwert.
Gestalterische Chancen
Wir können die konstruktiv bedingten Zwischenräume der Wände anders nutzen. Einige Regale werden dazu in der Wand „verschwinden“. Das Baumaterial – alte Bodendielen – haben wir dabei bei der bestehenden Sanierung schon gesammelt.
Wir wollen im Sommer gern ein neues Haus bauen. Es ist gut zu wissen das Holzbau sehr wirtschaftlich ist und auch keine Trockenphase braucht. Hoffentlich finden wir eine Firma die das gut hinbekommt.
Vielen Dank für diesen Beitrag über den Holzrahmenbau. Habt ihr euch dafür an eine auf Holzbau spezialisierte Zimmerei gewandt? Wir wollen auch bald beginnen zu bauen und begeistern uns sehr für die Holzbauweise.
Hallo Kira,
der Holzrahmenbau ist eine eher klassische Bauleistung und damit durch die meisten Holzbaufirmen, Zimmereien oder auch Dachdecker umsetzbar. Wir haben bei uns dafür tatsächlich den Dachdecker beauftragt.
Liebe Grüße Franziska und Martin
Ich bin ein großer Freund der Holzbautradition. Ich selbst lebe in einem Massivholzhaus. Mir war gar nicht klar, dass der Holzrahmenbau eine amerikanische Weiterentwicklung des europäischen Fachwerkbau ist.
Guter Artikel zum Thema Holzrahmenbau. Es ist super, dass der Bau so standardisiert ist und dadurch eine schnelle, kostengünstige Montage möglich ist. Deshalb glaube ich, dass sich diese Bauweise vor allem für Bauherren mit kleinem Budget eignen könnte.
Interessant zu wissen, dass der heute bekannte Holzrahmenbau eine Weiterentwicklung des europäischen Fachwerkbaus ist. Mein Onkel mag auch den Holzrahmenbau. Er möchte diesen als Konzept beim Bau seines neuen Hauses auf dem Lande benutzen.
Vielen Dank für den Beitrag, wie man einen Holzrahmen baut. Gut zu wissen, dass der Bau eines Holzrahmens nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt und vergleichsweise sehr günstig ist. Wir möchten als Sommerprojekts auch einen Holzrahmen für unser Haus bauen, und suchen nach einem Fachmann für Holzbau.