Es gibt wenige Gebäude-Tests, vor denen Bauleiter Respekt haben. Die Blower-Door-Messung ist eine von ihnen. Denn mit der Messung des Leckage-Luftstroms der Gebäudehülle können Baumängel aufgedeckt werden. Es gibt daher kaum einen sinnvolleren Test eines Gebäudes im Bestand im Zusammenhang mit der Sanierung. Denn die Luftdichtigkeit ist notwendig, um ein natürliches Lüftungskonzept auch sicher umsetzen zu können. Nach erfüllter Prüfung kann daher eine baukonstruktive Sicherheit für den Altbau festgehalten werden. Und das angestrebte Energiekonzept auch sicher umgesetzt werden. Unter der Woche hatten wir die Firma für die Blower-Door-Messung da. Unser Haus hat nun den Test bestanden.
Ablauf des Blower-Door-Tests
Für das Ziel der Messung, die Ermittlung des Leckage-Luftstroms der Gebäudehülle, wird während der Messung im Haus ein Unterdruck/ Überdruck von 50 Pascal erzeugt. Das entspricht in etwa der Drucksituation des Hauses bei Sturm.
Dabei werden zunächst alle Fenster und Außentüren geschlossen, Innentüren sollten für den internen Luftverbund geöffnet sein. Öffnungen in der thermischen Hülle werden verschlossen. Bei uns waren das z.B. die offenen Abwasserrohre im Bereich des noch nicht fertiggestellten Bades. Diese hatten wir schon im Vorfeld abgeklebt. Natürlich kann dies aber auch der Messtechniker bei der Messung selbst durchführen.
Dann wird an einem möglichst zentralen Ort im Haus – in der Regel an der Haustür – ein drehzahlgeregeltes Messgebläse eingebaut. Es erzeugt zunächst Unterdruck. In der Folge sollten durch eine Begehung der Räumlichkeiten Undichtigkeiten aufgedeckt werden. Entweder durch sichtbare Luftbewegung, Prüfung per Hand oder mittels einer Thermographie-Kamera. Der Teil der Messung liefert die Ergebnisse, auf deren Basis man als Bauherr in der Folge eine Optimierung der Luftdichtigkeit durchführen kann.
Schlussendlich folgt die reine Messung der Luftdichtigkeit bei Unter- und bei Überdruck. So kann sichergestellt werden, dass Undichtigkeiten durch reines Anpressen von Folien o.ä. nicht zum Tragen kommen, obwohl sie vorhanden sind.
Typische Problemstellen der Luftdichtigkeit
Die Undichtigkeiten an der Gebäudehülle treffen dabei oft an eher unerwarteten Stellen auf. Besonders bekannt sind dabei folgende Aspekte:
- Durchdringungen & Anschlüsse von Holzkonstruktionen durch die luftdichte Schicht
- Einbindende Holzbauteile in Mauerwerk
- Übergang Holzbau zu Massivbau (insbesondere Traufe und Ortgang)
- Fenster- bzw. Türrahmenanschlüsse
- Luftverbund über Treppenhaus (insbesondere Kellertür) und Installationsschächte
- Technische Durchdringungen der luftdichten Schicht (z.B. Luftkanäle, Kabel, Leerrohre, Abwasser- und Wasserleitungen)
- nicht durchgängige Luftdichtigkeitsschicht (z.B. fehlender Putz) oberhalb abgehängter Decken, fehlender Innenputz vor Leichtmauerwerk hinter Vorwandinstallationen
- Anschlussfugen von Vorsatzschalen (z.B. Gipskartonplatten vor ungeputztem Mauerwerk, Fachwerk)
- undichte Revisionsklappen und Luke zum Spitzboden
Unsere Blower-Door-Messung
Insgesamt hat die Messung bei uns etwa anderthalb Stunden gedauert. Die Nutzung des Raums war dabei nicht eingeschränkt. Aber unsere 11 Monate alte Tochter hat natürlich das ungewöhnliche Treiben intensiv verfolgen wollen.
Bei der Blower-Door-Messung sind dann noch einige Stellen aufgefallen, die noch optimiert werden können. Hilfreich war dabei das kalre Wetter im Außenraum. So fallen Durchströmungen in der Thermographiekamera besonders gut auf. Bei unserer Messung besonders relevant waren dabei die Durchdringung des Schornsteins durch das Dach, die Kellerabgangstür und diffuse Undichtigkeiten im Bereich der Traufe. Hinzukommen die Durchdringungen durch die Kellerdecke, bei der wir noch eine verbesserte Abdichtung anstreben. Übrigens hat für eine hohe Luftdichtigkeit eines Altbaus das Unternehmen, dass die Blower-Door-Messung durchgeführt hat, auch selbst einen interessanten Blog. Wir werden – wo möglich – die Tipps und Hinweise von dort weiter verinnerlichen.
Nur einen Tag später lag dann das fertige Messprotokoll nach DIN EN 13829, Verfahren B für unsere Blower-Door-Messung vor. Unser Haus hat dabei für n50 = 1,6 1/h erreicht. Deutlich weniger, als in den Anforderungen an die Luftdichtheit nach Energieeinsparverordnung (2014) für Gebäude ohne raumlufttechnische Anlagen (n50 ≤ 3,0 1/h) festgelegt ist. Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden.
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Blower-Door-Messung. Mein Bruder möchte eine Luftdichtheitsmessung durchführen lassen, da sein Haus von Zugluft betroffen ist. Gut zu wissen, dass bei der Ermittlung des Leckage-Luftstroms ein Unter- und Überdruck erzeugt wird.