Natürlich wird bei uns im Haus gerade auch geschliffen und gestrichen was das Zeug hält – denn nicht umsonst ist es Advent. Advent – lateinisch für Ankunft – soll Ende des Jahres in unserem Obergeschoss stattfinden. Wir wollen endlich die ganze Fläche unseres Hauses nutzen, nicht mehr in einer Baustelle wohnen, sondern in einem Haus, in dem es nur „hier und da“ etwas zu tun gibt. Doch Sanieren braucht auch Kraft – und wo kann man sie besser finden als bei der inneren Einkehr im Advent. Seit fast einem Jahr sind wir dabei nicht mehr zu Zweit – sondern zu Dritt. Und so stellt sich die Frage: Was machen, mit Kerzen, Tannennadeln und Zapfen, wenn gerade eine kleine Maus im Haus ist, die mit Vorliebe alles von Tischen, Sideboard und aus Regalen zieht, was auf dem Boden liegt in den Mund stopft und vor allem Chaos hinterlässt. Fröhliches Chaos, herzerwärmend. Es muss also ein kindgerechter Adventskranz her. Denn wir sind davon überzeugt das ein Adventskranz jedes Haus schmückt: er ist ein Ausdruck von Mitmenschlichkeit, Wärme und Herzlichkeit. Und wo er in normalen Jahren sehr gut passt – passt er im Corona-Jahr sicher noch besser. Aber was genau soll das sein, ein kindgerechter Adventskranz?
Elterliche Sorgen
Ehrlich gesagt kann man sich als Eltern sehr viele Sorgen bei einem Adventskranz machen. Die heißen Kerzen und das flüssige Wachs. Die pieksigen Nadeln und weitere Stacheligkeiten wie Steckpalmenblätter oder ähnliches. Runterfallende Nadeln könnten gefundenes Fressen werden. Und in Handhöhe kann man sich natürlich auch hervorragend an einem Adventskranz hochziehen und ihn so aus der Verankerung rupfen. Die am häufigsten vorgeschlagene Lösung für einen kindgerechten Adventskranz ist dabei: alles weglassen, was gefährlich sein könnte. Den Kranz außerhalb der Reichweite des Kindes. LED-Leuchten statt Kerzen. Oder sogar nur nicht brennende Kerzenfiguren. Vielleicht ein Kranz aus Weidenästen statt aus Tannenzweigen. Alles sicher funktionale Lösungen. Uns aber haben sie nicht begeistert.
Der traditionelle Adventskranz
Wir wollen den traditionellen Adventskranz – wobei eigentlich überraschend ist, wie jung der „historische“ Adventskranz eigentlich ist. Denn er ist nur ca. 80 Jahre älter als unser Haus. Der uns heute bekannte Adventskranz wurde tatsächlich erstmals 1839 vom Mit-Begründer der Evangelischen Diakonie Johann Hinrich Wichern (1808–1881) im Hamburg eingeführt. Als ein Mittel, mit dem er Straßenkindern im aufkommenden Industriezeitalter die Zeit bis Weihnachten verkürzen wollte. Erst ab 1860 wurde für den Kranz in der Regel Tannengrün verwendet. Und erst 1925 hing der erste Adventskranz in einer katholischen Kirche. Ein Jahr vor Baufertigstellung unseres Hauses.
Was macht also das Traditionelle des Adventskranzes aus? Was ist die Botschaft, die man auch einem Kind mitgeben will? Sicher die Besinnlichkeit. Die Vorfreude auf Weihnachten. Die Ruhe, die der flackernde Kerzenschein ausstrahlt. Und das Haptische. Das Piksen der Tannennadeln. Die Wärme der Kerzen. Und der Geruch. Tannennadeln und Kerzen schaffen eine ganz eigene Atmosphäre, die aus unserer Sicht das Besondere ausmachen. Und das selbst beim auspusten. Und das Warten. Denn Ungeduld ist zwar eine unserer Stärken, aber sich in Geduld üben und besonderes auch als solches wahrnehmen zu können ist etwas ganz Wichtiges im Leben. Ganz sicher auch das Traditionelle selbst. Viele neue Dinge sind spannend und schaffen neue Möglichkeiten. Aber es gibt auch das, wo wir herkommen. Unsere eigene Kindheit mit den entsprechenden Erinnerungen. Und zu guter letzt das Selbstgemachte. Denn erst so bekommen die Dinge auch für das Kind eine besondere Bedeutung.
Ein kindgerechter Adventskranz
Was also machen, wenn eigentlich alles wie bisher bleiben soll und trotzdem ein kindgerechter Adventskranz entstehen soll. Die entscheidende Lösung liegt in einer Platte, auf der der Adventkranz platziert wird. So kann er durch die Höhe geschützt aufgehängt werden und muss gleichzeitig nicht im Raum versteckt werden. Trotzdem hat man immer noch einen guten Blick zum Kranz. Dazu fallen dann Nadeln nicht mehr auf den Boden sondern bleiben auf der Platte liegen. Die Gefahr, dass Nadeln in den Krabbelraum kommen, ist nicht mehr vorhanden.
Zu Zweit – mit der Maus auf dem Arm – haben wir uns schon gemeinsam an die haptischen Qualitäten des Kranzes herangewagt. Wir haben die Füsse an der Kerne gewärmt. Spürten die Hitze der Kernenabluft. Haben uns picksen lassen von den Nadeln. Und wir haben gepustet für flackernden Kerzenschein.
Nur eine Sache an unserem Adventskranz war bisher nicht ganz optimal. Seit der Fassadensanierung ist unser Haus im Inneren überhaupt nicht mehr zugig. Entsprechend schwierig es, einen flackernden Kernschein überhaupt herzustellen. Aber ehrlich gesagt – damit können wir gut leben. Wir wünschen allen eine besinnliche Adventszeit!
Köstlich! Ich muss sagen, ich habe etwas schmunzeln müssen, dass ihr Zwei euch mit Mitmenschlichkeit, Wärme und Herzlichkeit identifizieren könnt. Nichts für ungut. Happy new year!