Bauteilrecycling – Die Dachausstiegsluke zum Bad

Mit dem Rückbau des alten Daches kam einerseits ein großer Container und andererseits die Frage auf, ob zurückzubauende Teile des Daches für uns noch einen Nutzen haben können. Denn natürlich sind das alles Ressourcen. Und natürlich kostet neues Material auch immer Geld. Somit lässt sich hier sparen. Was also noch gut verwendet werden kann, sollte auch weiter genutzt werden. Und es bietet dabei auch besondere gestalterische Qualitäten. Übrigens auch ganz im Sinne der deutschen Gesetzgebung. Denn das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht vor, dass eine stoffliche Verwertung immer vor einer Beseitigung erfolgen soll. Weiternutzung ist hierbei natürlich die beste Form der stofflichen Verwertung. Wir haben dabei insgesamt drei Bauteile gefunden, die wir für eine Bauteilrecycling und damit eine spätere Nutzung gesichert haben: Dachpfannen, alte Balken und die Dachausstiegsluke.

 

Dachpfannen

Unsere alten Betondachpfannen waren zwar nicht mehr wirklich dicht, für untergeordnete Nutzungen sind sie aber im Bauteilrecycling natürlich noch geeignet. Nach einem Blick rund um das Haus viel uns dabei das kleine Vordach hin zum Gemüsegarten auf. Dieses ist für uns zu niedrig. Und unsere Nachbarn haben hier schon ein erhöhtes Dach erstellt. Schon allein für eine homogene Ansicht würde es sich lohnen, das Dach auf unserer Seite auf gleicher Höhe umzusetzen. Und wie der Zufall es wollte haben unsere Nachbarn für die Deckung der Überdachung sogar die gleichen Dachziegel verwendet, wie sie auf unserem alten Dach installiert waren. Eine Erweiterung ist also systemgetreu und damit ohne große Anpassungsmaßnahmen im Detail umzusetzen. Gelobt sei hier übrigens auch der funktionale Ansatz vorheriger Besitzer. Denn die Frankfurter Pfanne des Herstellers Braas ist im Umkreis auf sehr vielen Häusern verbaut. Entsprechend hoch ist auch die Chance, bei Schäden auch weiterhin Restmassen für die Instandhaltung über ein Bauteilrecycling zu bekommen.

Hinzu kommt, dass unser kleines Vordach aktuell mit einer, vermutlich asbesthaltigen, gewellten Faserzementplatte gedeckt ist. Was ist besser, als schwerwiegende Schadstoffbelastungen ein für allemal aus dem eigenen Garten zu beseitigen. Wir haben also genug Dachpfannen gesichert, um unsere Seite des Vordachs neu zu decken und im späteren auch ein paar Ziegel noch einmal austauschen zu können. Die bisherigen Randanschlusspfannen – die nicht an unserem Haus waren, haben aber unsere Nachbarn schon verbaut. Und so war spätestens mit der Zusage, dass wir hier diese Steine auf unserer Seite dann als Randabschluss verwenden dürfen das komplette Dachpfannenmaterial gesichert.

 

Alte Balken bei neu einzubauenden Wechseln für Dachflächenfenster

Zur Nordseite unseres Hauses haben wir insgesamt drei neue Dachflächenfenster einbauen lassen. Zwei davon waren so gestaltet, dass für die ein Wechsel in der Dachkonstruktion notwendig wurde. Die damit zu entfernenden Balken haben wir natürlich gesichert. Denn alte Balken aus der Bauzeit, die genau zur Bestandskonstruktion passen, sind oft nur schwer zu finden. Deshalb sollten solche besonderen Bauteile soweit möglich unbedingt für ein Bauteilrecycling zurückgehalten werden. Tatsächlich ist ein Balken davon schon wieder eingebaut. Denn der Antritt zu unserer ausgebauten Dachfläche brauchte noch einen Wechsel als Abschluss.

 

Die alte Dachausstiegsluke

Als besonderes Bauteil haben wir noch die alte Dachausstiegsluke gesichert. Zwar entspricht das Bauteil in keinster Weise mehr heutigen energetischen Standards für Gebäudehüllen. Es lässt sich noch verwenden, wenn eine Dämmung der obersten Geschossdecke bei einem Satteldach angestrebt wird. Solche Dachausstiegsluken in klassischer Form sind daher auch heute noch im Markt erhältlich und könnten als Bauteilrecycling sogar heute noch eingesetzt werden. Da wir uns aus nutzungstechnischen und funktionalen Gründen gegen die Dämmung der obersten Geschossdecke entschieden haben, ist dieser Einsatz für uns nicht mehr möglich. Wir hatten daher ein Dachausstiegsluke ohne energetische Qualität zum Einbau im Innenraum.

Schrittweise wuchs dabei die Idee, die Dachausstiegsluke zur Sekundärbelichtung eines Raumes einzusetzen. Genauer gesagt das Bad im Obergeschoss. Denn wegen der PV-Anlage war eine Belichtung über das Dach nach Süden nicht sinnvoll. Über die Wand wären die Fenster unfunktional gewesen. Zum Treppenhaus wäre eine Belichtung auch wenig sinnvoll gewesen. Zumal wir hier eine große Bildergalerie vorgesehen haben. Und so bekam erst das Bad ein Satteldach zum Innenraum. Und dann war auch Platz, die Dachausstiegsluke als Sekundärbelichtung des Bades einzusetzen. Sie wird zukünftig die Belichtung des Bades im Obergeschoss ermöglichen.

Heute kann man daher zumindest im Innenraum die unterschiedlichen Baualtersklassen des Hauses gut ablesen. Die Träger sowie das Fenster zum Dachraum und das Bauteilrecycling mit der Dachausstiegsluke zeigen, dass es sich hier früher um die thermische Trennung gehandelt hat. Das Schlafzimmer hat damit dann die größte räumliche „Luftigkeit“. Fast so, als ob man bei einer frischen Brise auf der Dachterrasse schlafen würde. Und unser klassischer Möbel-Mix aus Neuem, Mid-Century und Altem lässt dabei den Raum immer warm wirken.