Fenster sind in Energie und Emissionen so aufwendig wie kaum ein anderes Bauteil der Gebäudehülle. Der hohe Materialaufwand lässt dabei natürlich die Frage aufkommen, ob sich der entsprechende Materialaufwand ökologisch auch lohnt. Mittel der Wahl ist dabei die Ökobilanz. Über Ökobilanzen von Fenstern kann man überprüfen, welche Konstruktionen im Lebenszyklus vorteilhaft ist. Sie bietet die Möglichkeit, seine eigenen Gestaltungswünsche auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu überprüfen und so eine auch langfristig taugliche Entscheidung zu treffen.
Ökobilanzen von Fenstern im Vergleich zur Wand
Generell ist ein Fenster in der Materialherstellung etwa doppelt so aufwendig in den Umweltwirkungen, wie eine Wand. Entsprechend stellt sich die Frage, wie groß Fensterflächen überhaupt sein müssen. Tatsächlich sind sie aber auch maßgeblich für das Lebensgefühl im Innenraum und so lässt sich an dieser Stelle nur feststellen, dass die Fenstergröße sich durch die Behaglichkeit für den Nutzer bestimmt. Daher sollte man sich zunächst folgende Fragen stellen:
- Ist der Raum hell genug?
- Gibt es schöne Ausblicke?
- Sind die Austritte in den Außenraum passend und gut geschnitten?
- Führen die Fenster zu Problemen mit sommerlicher Überhitzung?
Unser Altbau hat dabei grundsätzlich ein geringen Fensterflächenanteil. Nur in wenigen Bereichen haben wir vergrößerte Fenster eingebaut. Die Aufstockung hat bei der Befensterung eine etwas stärkere Großzügigkeit. Und auch für das Wohnzimmer haben wir die Fensterbrüstung entfernt und so einen direkten Zugang zum Garten geschaffen. Trotzdem liegt der Fensterflächenanteil immer nur noch bei 6,3%. Gleichzeitig kosten- und energieeffizient.
Welche Rolle spielt die thermische Qualität?
Eine hohe thermische Qualität ist generell sinnvoll, da allein die Transmissionswärmeverluste eines Fensters binnen weniger Jahre dessen Umweltwirkungen in der Herstellung übersteigen. Sowohl der Mehraufwand für eine Dreifachverglasung statt einer Zweifachverglasung aus auch der für die Dämmung der Rahmen ist aus ökologischer Sicht gering.

Da ein verbesserter Wärmeschutz gleichzeitig die Gefahr des Feuchteausfalls an der Fensterinnenseite reduziert, führt der Einsatz hochwertiger Rahmen vermutlich auch zu längeren Lebensdauern der Fenster. Dabei sollte auch die Einbindung in die Dämmschicht mit der entsprechenden Überdämmung – also eine wärmebrückenarme bauliche Umsetzung – berücksichtigt werden.
Ökobilanzen von Fenstern nach Rahmenmaterial
Im Sinne der Umweltwirkungen sind Kunststoff- und Metallfenster wenig empfehlenswert. Bei Fenstern ist dabei die Strategie der Nutzung erneuerbarer Baustoffe sinnvoll. Bei den Fenstern zeigt sich bezüglich des Holzeinsatzes jedoch ein differenziertes Bild: Fensterrahmen aus Holz sparen gegenüber Kunststofffensterrahmen 50% des Primärenergiebedarfs und 80% des Treibhauspotentials ein.

Mit Holz-Aluminium-Verbundrahmen lassen sich ähnlich gute Werte wie bei Holzfenstern erzielen. Die Metallprofile als Witterungsschutz des Holzes verursachen nur geringe Umweltwirkungen, erhöhen aber die Dauerhaftigkeit der Fensterrahmen und senken den Bedarf zur Lackierung als Witterungsschutz. Sie sind daher ebenso wie Holzfenster zu empfehlen.
Verglasung
Der Unterschied zwischen einer Zweifach- und einer Dreifachverglasung ist bei der ökologischen Bewertung von Fenstern deutlich. Er wirkt im Bereich des Glases aber auch beim Rahmen, da Mehrscheibenverglasungen sehr hohe Gewichte erreichen können. Und auch die glasimmanente Absturzsicherung wirkt sich negativ auf die Umweltwirkungen aus. Denn für Einscheibensicherheitsglas (ESG) wird ein zusätzlicher Tempervorgang in der Herstellung benötigt. Bei Verbundsicherheitsglas werden sogar statt einer Scheibe zwei sowie eine relativ starke Kunststoffschicht aus Butyl benötigt. Ähnliches betrifft z. B. auch Schallschutzglas mit erhöhten Anforderungen. Ein Grund, warum wir Absturzsicherungen über weitere bauliche Maßnahmen statt über die Verglasung umsetzen.
Unsere Fenster-Entscheidung
Als Eigennutzer sind wir in der Bewertung in der glücklichen Lage, gewünschte Behaglichkeit für die Fenster und die Bewertung der Umweltwirkungen zusammen betrachten zu können. Und wir sind gleichzeitig auch die späteren Instandhalter. Damit tragen wir auch die Entscheidungen, die eine erhöhte Instandhaltung bedürfen. Natürlich wollten wir ein ökologisches Produkt. Und ein energetisch hochwertiges Produkt.
Neben dem Thema der Betriebsenergieminimierung kam bei uns ein weiterer Aspekt hinzu: Durch die Erweiterung der zentralen Heizungsversorgung im Obergeschoss bestand die Frage, ob wir die Heizkörper in Zukunft unter die Fenster positionieren müssen oder ob einige Bereiche auch mit innenliegenden Heizkörpern ausgestattet werden können. Für uns war das vorteilhaft, um hier einen möglichst geringen Eingriff in die Bestandstragkonstruktion zu erzeugen. Dafür braucht es aber Fenster, die nur einen geringen Temperaturabfall im Winterfall bedingen. Also war klar, wir brauchen dreifachverglaste Fenster.
Damit kam für uns nur die Lösung von Holzfenstern und Aluminium-Holz-Verbundfenstern in Frage. Gleichzeitig sind die Fenster absolut maßgeblich für eine baualtersklassengerechte Gestaltung. Denn zur Bauzeit unseres Hauses waren Fenster in der Regel mit einem Stulp ausgestattet.

Für uns war es wichtig, diesen historischen Charme wieder zurückzuholen und trotzdem mit einem modernen Wohngefühl zu vereinen. Und das war nur mittels reinen Holzfenstern möglich. Die entsprechenden Fenster finden sich im Fenster-Markt in der Regel unter dem Begriff des „Denkmalschutzfensters“. Obwohl kein Denkmalschutz für unser Haus besteht, haben wir genau in diesem Segment zugegriffen.
Die weitere Planung der Fenster
Neben dem Stulp zeichnet diese Fenster aus, dass sie einen Wetterschenkel besitzen. Das bauliche Element schützt die untere Abdichtung vor dauerhaften Feuchtebelastung. Unserer Fensterhersteller bot dabei an, den Wetterschenkel aus einem feuchteresistenteren Holz herzustellen. Statt aus dem klassischen Nadelholz an dieser Stelle ein Eichenholz. Damit konnten wir ein möglichst funktionale und trotzdem eine dem Baualter angemessene technische Lösung umsetzen.

Und wir werden in Zukunft häufiger streichen müssen. Was aus unserer Sicht aber für eine baualtersangemessene Umsetzung durchaus in Kauf nehmbar ist.
Maßgebliche Quelle des Artikels für Fachinformationen zu Ökobilanzen von Fenstern ist unsere eigene Publikation „Nachhaltig Konstruieren“, erschienen in der Reihe DETAIL green Books.
Ein sehr lehrreicher Artikel. Ich lese ihn mit Freude.
Gut zu wissen, dass Fensterrahmen aus Holz gegenüber Kunststofffensterrahmen 50 % des Primärenergiebedarfs und 80 % des Treibhauspotentials einsparen. Mein Onkel möchte die Fenster in seinem Haus auf dem Lande mit neuen Fensterrahmen ausstatten. Er hofft, dass er mit Holzfensterrahmen tatsächlich 50 % des Primärenergiebedarfs im Vergleich zu Kunststofffensterrahmen einsparen kann.