Gebrauchte Baustoffe sind aktuell in aller Munde. Die Bundesregierung beschäftigt sich mit dem Materialinventar über die aktuellen Regulierungen der NH-Klasse bei der BEG-Förderung durch die KfW. Verschiedene neue Anbieter liefern Grundlagen für die Erstellung von Materialpässen für Gebäude. Und neue Plattformen für Baustoffrecycling entstehen und lassen eine Vielzahl von alten, neuen Ressourcen für die Projekte verfügbar werden.
Wir selbst haben die Erfahrungen aus unserer beruflichen Tätigkeit gerade auf der ersten 1. Konferenz zur innovativen Wiederverwendung von Baumaterialien am 08. September 2022 in Münster (Hessen) beigetragen und hier aufgezeigt, welche großen Chancen in der Nachnutzung von Baustoffen liegen.
Grundsätzlich kann man bei einer Sanierung für das Bauteilrecycling in zwei unterschiedliche Ansätze unterscheiden. Denn einerseits hat man immer einen gewissen Anteil an eigenem Rückbau, den man direkt für die Baumaßnahme verwenden kann. Andererseits kann man natürlich auch die Plattformen anderer Anbieter für das eigene Projekt einsetzen.
Nachnutzung eigenen Rückbaus
Als besondere Baustoffressourcen haben wir in unserem Projekt die historischen Holz- und Ziegelbauteile ausgemacht. Entsprechend haben wir die alten Dielen, die wir im Obergeschoss ausgebaut haben, gesichert und in der Remise eingelagert. Ebenso sind wir mit den historischen Holzbalken verfahren. Ziegel, die noch brauchbar waren, haben wir ebenso gesichert. Und wo möglich haben wir die historische Struktur offengelegt und sichtbar mit Bestandsmaterial ergänzt.

Darüber hinaus haben wir z.B. vom alten Dach die ehemalige Ausstiegsluke für den Schornsteinfeger zu einer Sekundärbeleuchtung unseres Bades im Obergeschoss umfunktioniert. Und im Außenraum haben wir die ehemalige Teichumrandung zu Gehwegsplatten in der Rasenfläche umfunktioniert.
Nutzung von Baustoffrecycling anderer Anbieter
Besonders im Außenraum bieten sich viele Chancen zum Baustoffrecycling. Die Anforderungen an die Baustoffe sind hier nämlich eher gering. Etwaige Mängel können durch die Konstruktion aufgewogen werden. Oder sie bieten sogar die Möglichkeit, auch neue Gestaltungen sofort mit historischem Charme zu versehen.
Viele unserer Baustoffe stammen dabei von Ebay Kleinanzeigen. Weitere aus der städtebaulichen Entwicklung der ehemaligen Cambrai-Fritsch Kaserne die sich aktuell zum Ludwigshöhviertel in Darmstadt wandelt. Und einige direkt vom Abriss unserer Nachbarn.

Im Innenraum haben wir uns vor allem auf die technische Ausstattung bezogen. Heizkörper und Beleuchtung stammen fast komplett aus dem Sekundärmarkt. Gerade bei der technischen Ausstattung besteht dabei oft die Möglichkeit, nicht nur gebrauchte Ware sondern auch falsch bestellte, noch nie eingebaute Ware zu bekommen. Trotzdem zu einem deutlich reduzierten Preis.

Besonders interessant bei uns ist das Beispiel der Heizkörper. Unsere neuen Heizkörper haben daher nur etwa 1/3 der Kosten verursacht, die eine Neubeschaffung ausgemacht hätte. Und wir haben dabei Bauteile bekommen, die sogar hochwertiger sind, als die, die uns Neu angeboten wurden. Denn verbaut haben wir teilweise auch große Gussradiatoren, wobei unsere Angebote nur Stahlradiatoren beinhalteten. Vergleich man dabei die Daten auf der VDI 2067 für die Dauerhaftigkeit solcher Heizkörper, so ist für Gussradiatoren eine um 10 Jahre höhere Haltbarkeit zu erwarten.

Ansonsten sieht man vor allem bei der Wahl der Beleuchtung, dass wir viele Bauteile gebraucht bezogen haben. Ein Beispiel ist ein ehemaliger dreiflammiger Leuchter im Danish Design – hergestellt von Uno & Östen Kristiansson für Luxus – den wir in seine Einzelleuchten zerlegt haben. Heute schaffen die drei Leuchtkörper jeweils als Einzelleuchten montiert im Verteilerraum des Obergeschosses eine warme Atmosphäre. Und auch hier kann man richtig sparen, denn für Leuchten kann man je nach Geschmack und Finanzrahmen auch gerne mal Unsummen ausgeben. Dabei können nachgenutzte Leuchten bei guter Auswahl auch von besonders hochwertiger Qualität sein. Einzig die gegebenenfalls notwendige Überarbeitung der Elektrik sollte man nicht vergessen. Denn Sicherheit in der Nutzung sollte immer an erster Stelle stehen.
Letztlich kann man natürlich auch selbst zur Kreislaufwirtschaft beitragen. Und so Dingen ein zweites Leben schenken.