Gute Dinge aus dem Haushalt, die man nicht mehr braucht, kann man verschenken. Das ist ressourcentechnisch eine hervorragende Maßnahme. Denn einerseits spart es im eigenen Haus Fläche, die nicht vorgehalten oder sogar beheizt werden muss. Und andererseits kann jemand anderes diese Ressource dann auch noch gebrauchen und muss kein Neumaterial nutzen. So verbessert „zu Verschenken“ auch die Kreislaufwirtschaft. Und für uns kann man festhalten: Wir verschenken gerne!
Schlechtes aussortieren
Viele Menschen haben einen inneren Widerstand, alte, ungebrauchte oder wenig genutzte Dinge wegzuwerfen. Mal geht es darum, dass die Dinge emotional aufgeladen sind. Da ist das Geschenk von Freunden, dass man nicht braucht, aber auch nicht weitergeben möchte. Mal ist es der Fehlkauf, den man sich selbst nicht eingestehen will. Und mal geht es einfach nur darum, dass man das Gefühl hat, die Dinge irgendwann dann doch noch einmal brauchen zu können. Wer kennt den Moment nicht, wenn man sich gerade von etwas getrennt hat und wenige Tage später das Gefühl hat, es doch noch hätte nutzen zu können.
Es gibt einen Unterschied zwischen einem Verschenken, dass das Ziel hat Ressourcen zu schonen, und einem Verschenken, dass darauf abzielt, nicht wegwerfen zu müssen. Denn für das Verschenken mit dem Ziel Ressourcen zu sparen, sortiert man Dinge, die wirklich nicht mehr zu gebrauchen sind, einfach aus. Man löst sich also von seiner eigenen Position zum Objekt und nimmt die Position des „Annehmenden“ auf.
Unsere Sortierungsfragen sind dabei:
- Ist es noch heile?
Was kaputt ist, kommt weg. - Ist es noch in akzeptablem Zustand? Und ist es noch nutzbar?
Gerade im Bereich Hygiene, Reinigung, Essen und Nahrungsmittellagerung sind oft Dinge noch nutzbar, sie sehen aber nicht mehr schön aus und werden daher auch nicht mehr eingesetzt. - Können es viele brauchen?
Zu Verschenken basiert auf Laufkundschaft. Daher ist es sinnvoll, nur Dinge anzubieten, die auch viele Leute gebrauchen können. - Braucht man die Funktion noch?
Dinge, die nicht mehr zeitgemäß sind, müssen so nicht angeboten werden. Was z.B. will man mit einem alten Ladegerät für Handy aus den 90er Jahren. Sie werden heute einfach nicht mehr genutzt. Solche Sachen sollte man besser über einen Bauhof in den Ressourcenkreislauf zurückbringen. - Hat es Charme?
Dinge, die man verschenkt sind auch ein Spiegel des Verschenkenden. Wir möchten beim Verschenken einen Mehrwert für Nachbarn und Laufkundschaft unserer „Zu Verschenken Kiste“ schaffen.
Und wir haben zwei weitere Regeln. Erstens, dass etwas, dass eine Woche angeboten wurde und keinen interessiert hat, von uns selbst weggeworfen wird. So wird sichergestellt, dass sich kein „Bodensatz“ bildet, der den Blick auf neue eingestellte Ressourcen in unserer Zu Verschenken Kiste verstellt. Und zweitens, dass die Dinge die wir dort anbieten, in der Regel einen Flohmarktwert von 1 Euro nicht übersteigen. Alles andere wird in Flohmarktkisten verpackt und zukünftig anderswo noch angeboten.
Gutes wertschätzen
Häufig gehen wir auch auf Flohmärkte und Haushaltsauflösungen. Manchmal finden sich dabei Dinge, die zwar nicht mehr gebraucht werden, für Dritte aber noch einen hohen Wert darstellen würden. Manches davon gibt es auch geschenkt. Über diesen Weg haben wir schon einige Bauteile und Haushaltgegenstände vor dem Müll bewahrt.
Ein besonders schönes Beispiel war der Fahrradhelm, den wir aus einer Haushaltsauflösung mitgenommen haben. Natürlich haben wir selbst alle einen Fahrradhelm. Und wir würden auch keine gebrauchten Helme verwenden. Aber ein Helm – in diesem Fall in gutem Zustand – ist besser als keiner. Binnen eines Tages hat sich für diesen Helm ein neuer Besitzer gefunden. Und wir haben sogar die Hoffnung, jemand anderes damit geschützt zu haben. Und natürlich wünschen wir dem zukünftigen Träger, dass er ihn hoffentlich nie brauchen wird.
Koordiniert anbieten
Ein wichtiger Punkt: Wenn man möchte, dass Dinge mitgenommen werden, sollte man sie auch selbst noch wertschätzen. Einfach in eine Kiste an den Wegesrand gestellt geht nämlich leider viel kaputt. Denn die Leute sind beim Wühlen in solchen Kisten (oder in Sperrmüll) nicht besonders zurückhaltend. Wir haben daher eine eigene Konstruktion gebaut, die die Sachen auf Augenhöhe präsentiert und eingestellte Dinge zumindest rudimentär vor Regen schützt. Sie ist rückseitig an unserem Hoftor befestigt, so kann die Kiste selbst nicht mitgenommen werden. Die Kiste selbst stammt übrigens vom Sperrmüll und war ursprünglich mal komplett mit gemischten Schrauben gefüllt. Sie lagerte bei uns ca. 1 Jahr in der Hoffnung, dass wir eine schöne Nutzung dafür finden würden. Die Befestigung besteht aus Abschnitten aus dem Holzdeckbau für unsere Terrasse. Bestes Douglasienholz, dass sonst vermutlich keine andere Nutzung mehr gefunden hätte.
Jetzt hat alles zusammen seinen Platz gefunden und wir möchten die Kiste nicht mehr missen. Und wir stellen immer nur so viel in diese Kiste, dass alle Dinge gleichzeitig zu sehen sind. So braucht es erst gar keine große Wühlerei. Es waren bis jetzt sogar schon erste Rückmeldungen von Nachbarn dabei, die gerne „mal vorbeischauen“ oder schon selbst etwas hineingestellt haben.
Es gibt aber beim Zu Verschenken einiges zu beachten. Das Erste: Es sollte sich natürlich nicht um eine illegale Ablagerung von Müll handeln. Wenn etwas Angebotenes kaputt ist, ist das schon ein Zeichen. Rein rechtlich entsteht die illegale Ablagerung, wenn sich niemand mehr um die abgestellten Sachen kümmert. Das Zweite: Mit der Aufstellung sollte keine mögliche Beeinträchtigung der Nutzung des Gehwegs einhergehen. Gerade eine freie Platzierung auf dem Gehweg kann hier ein Bußgeld nach sich ziehen. Wir haben daher die Kiste am Hoftor so montiert, dass sie über unserem Grundstück ist. Und der Gehweg selbst nicht beeinträchtigt wird.
Was wir verschenkt haben
Fast alles hat bisher ein neues Zuhause gefunden. Gut funktioniert hat dabei bei uns zum Beispiel:
- Geschirr
… ob Gläser, Teller oder Schüsseln. Soweit die Sachen nicht verkratzt und unansehnlich sind, haben bisher viele Gläser ein neues Zuhause gefunden. - Dekokram
… alles zur Verschönerung der Wohnung ist meist schnell mitgenommen. - Pflanzen
… rasanten Absatz hatten insbesondere unsere überzähligen Tomatensetzlinge in diesem Frühjahr. - Antiquarische Bücher und Belletristik
Bücher gehen immer. Dabei wird vor allem gute und vor allem zeitgenössische Unterhaltungsliteratur schnell mitgenommen. Aber selbst „alte Schinken“ kamen bei uns schnell unter die Leute. Einzig auf eine regenfreie Phase zum Verschenken sollte man bewusst achten. - Duschgel und Hygieneprodukte
… das hätten wir selbst nicht geglaubt. Durch immer mal wieder stattfindende Tests neuer Duschgels oder anderer Hygieneprodukte bildete sich bei uns ein größerer Vorrat nur einmal genutzter und nicht für besser als bisher befundener Produkte. Eigentlich waren wir sicher: dass nimmt niemand mit. Nach einem ersten – extrem erfolgreichen – Test haben wir danach die Schränke noch einmal umfassend durchsucht. Und Platz geschaffen … (für neue Tests).