Spricht man mit anderen Bauherren, was an einem Gebäude wirklich zentral ist, so antworten fast alle: ein trockener Keller. Die Wahrheit ist aber, gerade bei Wohnhäusern bis in die 1920er Jahre, findet man trockene Keller in der Regel im Bestand abernicht. Die Keller sind typischerweise feucht. Soll man nun den Keller trockenlegen?
Funktionen historischer Keller
Und das war so gewollt: die damalige Baukonstruktion hatte nicht das Ziel eines trockenen Kellers. Denn historisch betrachtet haben Keller meist sogar mehrere Funktionen:
- Lagerung von Lebensmitteln in dunkler, feuchter und kühler Umgebung,
- ggf. sogar Lagerung von Eis (mit dem Bedarf an Feuchteabfuhr),
- Herstellung von vergorenen Getränken wie Bier, Wein oder Sekt,
- Sicherstellung des Zugangs zu Wasser (z.B. durch Brunnen oder Zisternen), sowie
- ein sicherer Zufluchtsort, den Keller den Anwohnern in Zeiten von Krieg und Belagerung bereitstellten.
Entsprechend gibt es übrigens im Deutschen auch unterschiedliche funktionale Kellerbezeichnungen: Hauskeller, Weinkeller, Bierkeller, Heizungskeller oder auch Eiskeller. Und der Begriff der Kellerei für die Getränkeherstellung leitet sich direkt von Begriff des Kellers ab.
Keller sollten also vor allem kühl sein. Und da Verdunstung von Wasser kühlend wirkt, waren insbesondere historische Bodenbeläge von Kellerräumen eher feuchtedurchlässig als dicht. Beispiele liegen in Stampflehm oder mit porösen Ziegelsteinen mehr als genug vor. Die Wände wurden dazu in der Regel aus möglichst feuchteresistentem Stein aufgebaut. Bei unserem Altbau ist es Granit, der extra dafür nach Darmstadt transportiert wurde. Denn selbst im weiteren Umkreis findet sich überhaupt kein Granit.
Erst am Übergang zum Erdgeschoss erfolgte (ab dem 19. Jahrhundert) das Einlegen einer Feuchtesperre gegen aufsteigende Feuchte. Bauhistorisch bekannt als waagerechte Abdichtungen sind zum Beispiel Walzblei, bituminierte Pappen oder Bitumenbahnen, Zementmörtelfugen oder Asphaltplatten.
Alte Keller sind so in der Regel durch Feuchte belastet. Für Keller von Altbauten bis ca. in die 1920er Jahre ist daher ein feuchter Keller eher der Normalzustand als ein Baumangel oder sogar ein Bauschaden. Das Gebäude büßt damit auch nichts an seiner Standsicherheit ein. Immerhin hat das Ganze schon mindestens 100 Jahre gehalten. Die Baukonstruktion ist darauf ausgelegt, mit der entsprechenden Feuchtebelastung umzugehen.
Problemstellung feuchter Keller
Unsere heutige Vorstellung eines trockenen Kellers ist daher zunächst daraufhin zu beleuchten, warum wir einen feuchten Keller als Problem wahrnehmen. Natürlich liegt das zunächst daran, dass wir heute in der Regel den Bedarf an Lebensmittellagerung nicht mehr haben. Und sich die typischen, in Wohngebäuden zu lagernde Objekte wie alte Möbel, für die Einlagerung in solchen Kellern weniger eignen. Wir erkennen daher in feuchten Kellern zunächst einfach verschenkten Raum. Spannend dabei: unsere heutige Vorstellung zur Nutzung von Kellern entwickelte sich erst ab der Jahrhundertwende des 20 zigsten Jahrhunderts. Es geht hierbei vor allem um die Heizungstechnik:
- Ab ca. 1850 entstehen erste Heizungen mit warmem Wasser für betuchte Bürger. Die Wärmeverteilung erfolgt über offene Schwerkraftsysteme.
- 1895 wird der gusseiserne Gussgliederkessel als Vorläufer der Zentralheizung erfunden. Die Kessel wurden mittels eines Füllschachts mit Kohle oder Koks beschickt.
- Ab ca. 1915 werden erste Großkessel mit Ölfeuerung entwickelt.
- Ab ca. 1920 entstehen erste Pumpen-Warmwasserheizungen sowie Etagenheizungen in Miethäuser.
- 1928 werden die ersten Heizkessel aus Stahl gefertigt.
Und etwa ab etwa den 1930er Jahren hielten auch Waschküchen im Keller Einzug. Gegen den Feuchteeintrag wurden die Böden mit Zementestrich versiegelt, zumeist auch Wasseranschlüsse und ein Abfluss gelegt. In der Folge kam der Partykeller als Symbol des Wirtschaftswohlstandes mit seinem Höhepunkt in den 1970er Jahren. Heute wird der Keller mehr oder weniger als normaler Wohn- bzw. Aufenthaltsraum angesehen. Es finden sich Wohn- und Geschäftsräume, Fitnessräume oder auch die immer noch klassischen Lagerflächen.
Dazu kommt eine recht aggressive Kommunikation von Firmen, die sich auf das „Keller trockenlegen“ spezialisiert haben. Sie thematisieren schnell Probleme mit der baukonstruktiven Sicherheit. Und welcher – zumeist ja nicht in Baukonstruktion geschulte – Bauherr setzt sich über solche Hinweise hinweg.
Umgang mit alten Kellern
Zunächst einmal ist wichtig: ganz trocken sollten alte Keller nie sein. Dann bleibt zunächst die Frage, ob man mit der vorhandenen Qualität umgehen kann? Muss man also den Keller trockenlegen? Denn auch nicht ganz trockene Keller eigenen sich zur Lagerung. Aber eben nicht zur dauerhaften Lagerung von organischem Material wie Stoffe, Pappe, Papier oder Holz. Und da viele von uns gelagerte Dinge gar nicht mehr genutzt, sondern nur noch (ab-)gelagert werden, besteht auch die Frage, ob man sich vom zu lagernden Material nicht besser trennen sollte und diese Dinge in den Ressourcennutzungskreislauf zurückgeben kann.
Häufig bieten sich auch an anderen Stellen im Gebäude noch Lagerflächen. Ein Beispiel bei uns ist ein Lagergebäude, dass neben dem Haus steht. Oder man nutzt einfach den Dachstuhl. Dann erübrigt sich gegebenenfalls die Aufgabe Keller trockenlegen ganz. Aber gerade, wenn man Wohnfläche steigern möchte, entsteht dabei natürlich eine Flächenkonkurrenz. Denn das Dach bietet nur im unausgebauten Zustand solche Flächen. Bei einer hochwertigen Wohnnutzung steht der entsprechende Raum meist nicht mehr zur Lagerung zur Verfügung. Und während einer Sanierung stellt sich gerade für die Nutzung des Daches die Frage, wie die Sanierung baukonstruktiv erfolgen soll.
Alte Keller trocknen
In einem zweiten Schritt sollte man versuchen, die Feuchte aus dem Bauwerk zu entziehen. Grundsätzlich gilt bei alten Kellern nämlich, dass man in der Sanierung eher den Feuchtetransport befördern als behindern sollte. Somit sind z.B. alle kreativ angebrachten vorgesetzten Verkleidungen oder Vertäfelungen zunächst einmal zu entfernen und die eigentliche Wand freizulegen.
Maßgeblich ist hierbei aber vor allem das richtige Lüften im Keller. Dazu muss man wissen: typischerweise ist ein Großteil der Feuchtigkeit im Keller kondensierte Luftfeuchte. Sie stammt aus der Außenluft gelangt durch unser Lüftungsverhalten in die Kellerräume und schlägt sich an den kühlen Bauteilen wie Kellerwänden nieder. Warme, feuchte Außenluft enthält mehr Luftfeuchtigkeit. Und so steigt die Kellerauffeuchtung je größer der Temperaturdifferenz Außen zu Keller ist und je höher die Luftfeuchtigkeit außen ist. Kurz gesagt: vor allem im Sommer. Kellerräume sollten daher im Sommer nur an trockenen Tagen und auch nur kurz gelüftet werden. So kann der Feuchteeintrag begrenzt werden.
Im Winter dreht sich das Spiel um: an kalten, trockenen Tagen ist die Luft im Keller wärmer und die relative Luftfeuchtigkeit der Außenluft gering. Außenluft die in den Keller strömt, kann sich dann lokal aufwärmen und Feuchte aufnehmen. Mit den Lüftungsverhalten führen wir dann diese in der Luft aufgenommene Feuchte ab und trocknen so den Keller bewusst ab. Das klassische Vorgehen, dass man Keller dauerhaft durchlüftet, führt dabei dazu, dass sich schneller ein lüftungstechnisches Gleichgewicht einstellt und keine Entfeuchtung mehr stattfindet. Wer maximale Qualität erreichen will, sollte tatsächlich auch im Keller regelmäßig stoßlüften. Und für Faule gibt es auch mechanische Kellerlüftungen, die durch eine Taupunkt- oder Feuchte-Steuerung immer dann arbeiten, wenn die geförderte Luft zum Trocknen der Wände beitragen kann.
Erstaunlicherweise entfalten hier auch besondere historische Baustoffe ihre Wirkung. Ein Beispiel ist der Kalkanstrich für den Keller. Er ermöglicht aufgrund seiner Oberflächenstruktur eine hohe Verdunstung und kann daher ggf. im Bauteil vorhandene Feuchte besonders gut in den Kellerinnenraum abgeben. Mit der entsprechenden Durchlüftung stellt die Kalkfarbe damit eine feuchtetechnische Optimierung des Kellers dar. Eine lesenswerte und umfassende Abhandlung zum Umgang mit alten Kellern wurde z.B. von Georg Böttcher verfasst.
Alte Keller in neuen Energiekonzepten
Wichtig bei alle dem: unsere Keller haben dabei in der Regel eine eingebaute Trocknungsanlage. Und diese steht aktuell zur Disposition. Denn die üblicherweise im Bestand vorzufindenden Verbrennungstechnologien zur Gebäudebeheizung sorgen dafür, dass vor allem Winter, wenn Außen geringe absolute Luftfeuchten vorherrschen, Luft in den Keller gesaugt wird. Die klassisch entstehende Abwärme ineffizienter Heizungen führt dann zu einer schnellen Absenkung der relativen Luftfeuchte und so zu einem guten Feuchteabtransport. Es ist daher gerade bei einem Heizungstausch und der Rohrleitungsdämmung im Keller darauf zu achten, wie der Feuchteumgang im Keller durch die Maßnahmen beeinflusst wird.
Und ein weiterer Punkt ist bei der Betrachtung wichtig: häufig wird innerhalb einer umfassenden Sanierung (z.B. nach individuellem Sanierungsfahrplan) eine Kellerdeckendämmung umgesetzt. Einerseits sinkt dadurch die Kellertemperatur, weil deutlich weniger Wärme aus den Wohnräumen übertragen wird. Andererseits kann aufsteigende Feuchte, die schon bis in den (gedämmten) Deckenanschluss gekommen ist, dann durch Kapillarwirkung ggf. weiter in das Gebäude transportiert werden.
Es muss dabei aber nicht bauphysikalisch schlechter werden. Eher im Gegenteil: denn geringere Aufheizung bedingen auch geringere Austrocknung. Da die Austrocknung selbst schlussendlich die typischen Ausblühungen von Salzen erzeugt, bedingt hier ein allgemein geringerer Feuchtetransport auch ein allgemein geringeres Risiko.
Wie kann man Keller trockenlegen?
Besteht keine Möglichkeit zur anderen Nutzung der Fläche und auch kein Erfolg durch trocknende Maßnahmen so gilt es, den Keller tatsächlich trocken zu legen. Dabei sind zwei unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen:
- Feuchte aus dem Erdreich, ggf. sogar als drückendes Wasser, sowie
- aufsteigende, kapillare Feuchtigkeit im Mauerwerk.
Keller trockenlegen – Maßnahmen gegen Feuchtigkeit aus dem Erdreich
- Erhöhung der Versickerungsleistung an den Außenmauern durch Kiesbetten etc.
- ggf. Einlegen einer Dränage
- Schaffung einer Zwischenschicht zwischen Erdreich und Wand (z.B. Noppenschutzbahn)
- Aufbringung einer Dichtebene
- Ergänzung ggf. nicht vorhandener Dichtkehlen im Fundamentbereich
- Schließung von Fugen im Mauerwerk
Alles in allem eine aufwendige Maßnahme, die nur durch äußeres Aufgraben realisierbar ist. Sie ist aber eine wirksame Maßnahme bei den meisten Schadensbildern und sollte daher bevorzugt verwendet werden. Und sie ist zwar recht dreckig, häufig aber günstiger als im ersten Moment erwartet.
Als Dichtmaterialien stehen dabei in der Regel mineralische Dichtschlämmen sowie Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (KMB) zur Verfügung. Aufgrund der eigentlich mineralischen Bauweise alter Keller passt dabei die nicht so sperrende Schicht der mineralischen Dichtschlämme in der Regel deutlich besser zur bestehenden Baukonstruktion. Gerade bei alten Kellern sollte man dabei besonderen Wert auf das Auskratzen, die Schließung und Angleichung offener Fugen sowie auf die Anarbeitung im Fundamentbereich achten. Eher keine Eigenleistung.
Nur in besonderen Fällen lässt sich das Problem auch durch eine innenliegende Dichtschlämme lösen. Hierzu bedarf es aber eines umfassenden Wissens der vorhandenen Konstruktion sowie hoher Kompetenz in der bauphysikalischen Begleitung des Projektes. Grundsätzlich gilt dabei, dass neuere Altbauten – vor allem ab dem 1960er Jahren – hier meist baukonstruktiv deutlich toleranter sind als ältere Gebäude.
Keller trockenlegen – Maßnahmen gegen aufsteigende kapillare Feuchtigkeit
Maßnahmen gegen kapillare Feuchtigkeit sind in der Folge ggf. auch noch notwendig. Angebote zum Keller trockenlegen von Wänden gibt es dabei mittlerweile sehr viele. Dabei gibt es zwei Wege, die Trockenlegung durchzuführen:
- Verpressung der Kellerwände mit Kunststoffen
- Aufsägen der Konstruktion sowie Ausfüllung mit einem Blech oder einer Dichtschlämme
Beides extrem aufwendige Maßnahmen. Meist reichen aber schon erste Maßnahmen gegen Feuchtigkeit aus dem Erdreich aus, so dass man ggf. die Maßnahmen zum Keller trockenlegen auch in zwei Schritten realisieren kann. Dies ermöglicht eine zwischenzeitliche Untersuchung der erreichten Veränderung und ggf. Einsparung der zweiten Maßnahme.