Der Klimawandel kommt. Und das Bauen muss auf den Klimawandel reagieren. Will heißen, die Energiewende kommt auch. Und das mit Macht. Bedenkt man die Geschwindigkeit der Energiewende und des Klimawandels aktuell, so muss man davon ausgehen das Gebäude die heute gebaut oder saniert werden, weit weniger Zeit in einer fossilen Umgebung verbringen werden, als in einer Postfossilen. Und sie müssen auf die zukünftigen, lokalen Klimawandelprozesse reagieren können. Wie aber wird der Klimawandel in Darmstadt sein?
Spannend in Bauen ist dabei vor allem, dass in Diskussionen mit Bauherren und Planern dieser Wandel oft noch gar nicht stattfindet. Er kommt, aber er findet keine Berücksichtigung. Die Dimensionierung von Heizanlagen ist damit potenziell zu groß, sommerliche Überhitzungsprozesse werden unterschätzt. Alternativ wird das Thema deutlich überzeichnet: Beteiligte an Bauprojekte berichten, dass in Zukunft in Deutschland vor allem das Thema sommerliche Überhitzung relevant sein wird. Heizen an sich wird keine große Rolle mehr spielen. Was leider falsch ist. Wir werden immer noch mehr Heizen, als dass wir kühlen müssten.
Immerhin läuft z.B. über das Thema der Regenwasserbewirtschaftung und damit der Idee der der Schwammstadt in Darmstadt ein erster Versuch, mehr Resilienz in die einzelnen Grundstücke zu bringen. Der Klimawandel in Darmstadt bekommt damit eine erste, räumliche Ausprägung.
Quelle für Daten zum lokalen Klimawandel
Im Detail sind aber nich keine größeren Ziele in Bezug auf die kommenden klimatischen Veränderungen zu erkennen. Dabei liefern schon heute Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mögliche Grundlagen für eine solche neuartige Weichenstellung. Denn der DWD stellt schon heute für alle Orte in Deutschland beispielhafte Klimadaten für sogenannte Test-Referenz-Jahre (TRJ) zur Verfügung.

Klimawandel in Darmstadt
Der Klimawandel in Darmstadt wird dabei einige wichtige Veränderungen mit sich bringen:
- Es wird im Mittel um ca. 1,1°C bis zu Jahr 2045 wärmer. Die Jahresmitteltemperatur steigt dabei von 10,8 °C auf 11,9°C an. Wir werden also über das Jahr weniger heizen müssen. Besonders relevant sind dabei auch die Spitzentempreaturen im Spätsommer. Der in diesem Jahr sichtbare, relativ schnelle, späte und fast abrupte Übergang von Sommer in die Herbstphase scheint dabei in Zukunft eher üblich zu werden.
- Die winterlichen Extremtemperaturen werden höher und Phasen extremer Kälte werden kürzer. Im Test-Referenz-Jahres 2015 wird noch ein Minimalwert von -9,2°C erreicht. Im Test-Referenz-Jahres 2045 liegt dieser Minimalwert nur noch bei -6,3 °C. Damit sind die potenziell zu installierende Heizleistung für Objekte bis 2045 um etwa 10%.
- Gerade im Hochsommer ergeben sich deutlich höhere Spitzenwerte. Diese steigen vom Test-Referenz-Jahr 2015 (30,5°C) zum Test-Referenz-Jahres 2045 (35,5°C) um 5°C. In diesen Heißphasen sinkt jedoch weiterhin die Außentemperatur in der Nacht auf 20 bis 23°C ab. Damit steigt die Bedeutung sommerlicher Nachtauskühlung. Und gerade im Bestand bekommt die hohe verfügbare Speichermasse eine höhere Relevanz.
Titelbild: Gerald Schneider, Flickr (https://www.flickr.com/photos/geralds/6904147540/), CC BY-NC 2.0